In einem für die Tourismusbranche schweren Jahr plant der bulgarische Staat, ca. 10 Mio. Euro für die Reklame Bulgariens auszugeben. Das ist die höchste Summe, die in den letzten Jahren für Reklame im Fremdenverkehr ausgegeben wurde. Die unvorhersehbare Situation mit Covid-19 wirft allerdings Fragen auf.
In diesem Jahr beabsichtigt das Tourismusministerium, das Interesse von Ausländern durch traditionelle Kampagnen zu bündeln, wobei der Schwerpunkt auf die Image-Werbung gelegt wird. Traditionelle Schwerpunkte sind „Naturprodukte, gesunde Lebensweise, Kultur, Bräuche und Traditionen, Wein und Küche“.
Inwieweit aber berücksichtigt die nationale Tourismuswerbung die jetzige Lage mit Covid-19 und wie sollen diese Mittel am besten eingesetzt werden?
Martin Dimitrow, Begründer und Inhaber einer der führenden Reklameagenturen, ist der Ansicht, dass nicht die Höhe der eingesetzten Mittel entscheidend ist. Er prognostiziert, dass sich die nationale Werbung darauf konzentrieren wird, zu wiederholen, wie sicher Bulgarien ist, dass aber auch andere Länder die gleiche Botschaft senden werden.
„Es wird ein schwerer Wettbewerb sein“, sagt Martin Dimitrow. “Die Touristen interessieren sich auch für andere Faktoren wie beispielsweise wie die Gesundheitsversorgung im konkreten Kurort organisiert ist. Wie schnell medizinische Teams vor Ort im Krankheitsfall bereit sein werden, dem ausländischen Touristen zu helfen. Es reicht nicht wie ein Mantra zu wiederholen, das Bulgarien sicher ist. Wir müssen konkrete Fakten anführen, warum das so ist.“
Bulgarien müsse zunächst festlegen, welche Art von Tourismus es in der neuen Zeit, in der wir leben, entwickeln will. Die Auslandswerbung ist zu vielschichtig, findet der Experte. Der Schwerpunkt liegt wieder auf Teilnahme an Tourismusbörsen, Arbeit mit Bloggern und Medien, Imagekampagnen mit Flugblättern und wunderschönen Videos aus Bulgarien, wo versucht wird, die Schönheiten des Landes in wenigen Minuten zu präsentieren. Doch das tun andere Länder auch. Eine andere Frage ist, dass derzeit Tourismusbörsen gar nicht stattfinden.
„Wir versuchen immer wieder darauf hinzuweisen, dass wir alles haben. Wir sprechen über Wellness, Badeurlaub, Wintertourismus…Doch auf diese Weise geben wir dem Touristen alles vor, wie er sich Bulgarien vorzustellen hat. Wir berauben ihn der Möglichkeit, überrascht zu werden, das Land selbst zu entdecken“, bemängelt Martin Dimitrow und weist daraufhin, dass die verschiedenen Arten von Urlaub wie beispielsweise Badeurlaub oder Urlaub am Strand, Velotouren oder Weinreisen ein anderes Publikum haben und folglich die Werbung zielgerichtet sein muss. Man könne doch nicht in einer Imagekampagne und in einem 30-Secunden-Clip alles durcheinanderwürfeln, empört sich der Experte. Es sei endlich an der Zeit, dass der Staat die nationale Reklame segmentiert und sie zielgerichtet an das konkrete Publikum richtet.
Übersetzung: Georgetta Janewa
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