Der Legende nach ist der heilige Nikolaus nicht nur Beschützer der Fischer und Seeleute, sondern auch Schutzpatron der Banker. 1992 haben der Verband der Handelsbanken und die Bulgarische Nationalbank BNB die 45-jährige Tradition wieder hergestellt, den Nikolaustag auch als Feiertag der Banker zu begehen.
Tatsache ist, dass in den letzten Jahren das Interesse an der Ausbildung im Bereich des Handels- und Bankmanagement zunimmt und die renommiertesten Schulen Finanzmanagementprogramme anbieten. Dessen ungeachtet ist das Wissen der Bulgaren darüber, wie sie am besten mit den eigenen Finanzen umgehen, nach wie vor gering. Ein Beweis dafür ist die Umstand, dass hier Pfandleihhäuser und schnelle Kredite florieren, die „leichtes“ Geld, aber zu sehr hohen Zinsen anbieten. Viele Landsleute sind auch in die Falle von Finanzpyramiden getappt, die den Einlegern hohe Gewinne in Aussicht gestellt haben. Das Problem liegt in der mangelnden Erfahrung und Finanzkultur der Menschen. Es gibt einfache Mechanismen, die den Markt regieren. Die Bulgaren sollten diese Mechanismen besser kennen. Das erklärte Kalin Radulow, der sein Studium in Schweden absolviert hat und derzeit Dozent für Unternehmertum an der 19. Mittleren Schule „Elin Pelin“ in Sofia ist:
„Am wichtigsten ist es die Fähigkeit zu erwerben, die eigenen Finanzen zu verwalten, einen Teil des verdienten Geldes anzulegen und zu sparen und zwischen Aktiva und Passiva zu unterscheiden – was uns Geld bringt und was uns Geld kostet. Die Bulgaren haben massenweise keine solche Kultur. Für die Generationen, die vor 1990 studiert haben, hat es keine Orte gegeben, wo sie sich dieses Wissen hätten aneignen können. Denn die Fähigkeit, mit Geld umzugehen, hängt mit der Marktwirtschaft zusammen. Den Bulgaren zufolge ist jetzt das größte Gut, das man besitzen kann, ein Haus. Sie haben oft mehrere Immobilien, die sie nicht einmal vermieten. Die meisten Menschen haben keine ernsthaften Ersparnisse, weniger als 5 Prozent der Bulgaren tätigen Investitionen, die mit der Zeit wachsen. Erst in den letzten 10 Jahren haben Trends in unser Land Einzug gehalten, die es in der westlichen Welt seit mindestens einem Jahrhundert gibt. Dort gibt es das Konzept von Familien mit Geschäftstraditionen, die über Generationen gepflegt und entwickelt werden. Bei uns gibt es so etwas nicht. Meine Großeltern hatten keine Möglichkeit, sich selbstständig zu machen, meine Eltern auch nicht. Wir können diese Menschen keinen Vorwurf daraus machen, weil es zu ihrer Zeit keine Bedingungen für Privatinitiative und Privateigentum gab. Die meisten Fähigkeiten, die man sich aneignen muss, um sich in einem marktwirtschaftlichen Umfeld zu entwickeln, fehlen also – sie wurden nicht innerhalb der Familien vermittelt“, sagt Kalin Radulow.
Auch heute spiegelt sich die Einstellung der Bulgaren zum Geld am treffendsten in der alten Volksweisheit wider: „Man kann mit wenig und mit viel auskommen“, d.h. man kann viel Geld haben, aber auch mit ganz wenig überleben. Die Zeiten aber ändern sich und selbst das Sparen für Zeiten der Not hat seine Bedeutung verloren, denn die Ersparnisse sollten einen bestimmten Zweck haben – sie sollten uns noch größere Einkommen sichern. Sparsamkeit und umsichtige Planung der Ausgaben sind jedoch die wichtigsten Dinge, die jedes Kind frühzeitig erlernen sollte.
„Kinder haben von klein auf eigene Spardosen und es ist gut, ihnen beizubringen, dass sie Geld sparen und in die Spardose werfen, aber sie sollten auch ein Ziel vor Augen haben“, erklärt Iwan Atanassow, Mitbegründer der Stiftung "Monety Academy" (Münzen-Akademie) in einem Interview für den BNR-Blagoewgrad. „Auf diese Weise lernen Kinder, einen Teil des Taschengelds, das sie erhalten, für künftige Ausgaben zu sparen und nicht sofort alles auszugeben. Wir setzen uns Ziele, zum Beispiel indem wir den Einkauf verschieben, aber mit dem Kind dafür zu sparen beginnen. Wenn wir dann zum Laden gehen, haben die Kids das Gefühl, dass sie eigenes Geld gespart haben und jetzt das gewünschte Spielzeug kaufen können, das sie vorher nicht erhalten konnten. Die Vorteile der finanziellen Bildung für die Gesellschaft sind enorm. Als Erwachsene werden sie mehr Möglichkeiten haben, sich selbst zu verwirklichen. Und sie werden den Mut und das Selbstvertrauen haben, finanzielle Risiken einzugehen, Unternehmer zu werden. Das hängt mit dem Wohlergehen der gesamten Gesellschaft zusammen. Menschen werden reicher, wenn sie verstehen, was Geld ist und wie man es richtig verwaltet.“
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