Nur wenige wissen, dass der beliebte Donaureigen, der traditionell in jedem bulgarischen Haus in den ersten Minuten des neuen Jahres erklingt, an einem Frühlingsabend geschrieben wurde. Inspiriert vom Neuanfang in der Natur, vermittelt er das unglaubliche Gefühl von Leichtigkeit und Kraft, das in jede Zelle dringt.
Der Donaureigen ist das unsichtbare Band, das Millionen Bulgaren verbindet, ganz egal wo sie sich auf der Welt auch befinden und das ihren Sinn für Gemeinschaft und Zugehörigkeit stärkt. Jeder tanzt den Donaureigen – egal ob jung oder alt, selbst diejenigen, die sich seiner Schritte nicht ganz sicher sind. Denn sein freudiger Rhythmus reißt einen mit, so dass man einfach mittanzen muss.
„Das ist wirklich der Lieblingsreigen aller Bulgaren“, sagt Iwa Todorowa von der Organisation für Kultur und Folklore „Taratanzi“. „Er ist uns inzwischen so nah geworden, dass wir ohne ihn nicht ins neue Jahr starten können. Der Donaureigen wird in ganz Bulgarien getanzt, stammt aber aus Nordbulgarien. Sein Name rührt von der berühmten Komposition von Diko Iliew aus dem fernen Jahr 1937 her. Der Reigen ist auch nach verschiedenen Gebieten entlang der Donau und in den zentralen Teilen Nordbulgariens benannt, beispielsweise Swischtow-, Tarnowo- und nördlicher Reigen. Seine Tanzschritte - fünf nach vorn und drei zurück - zeigen, wie wichtig es ist, immer zwei Schritte voraus zu sein.“
Es ist kein Zufall, dass diese mächtige Energie, die wie ein gemeinsames Gebet der Tänzer zum Himmel steigt, heilende und reinigende Kräfte hat. Die Energie, die während des Tanzes entsteht, dringt bis ins Innerste der Tänzer ein, um einen wunderschönen Kreis von Schritten zu formen, gleich einem Mandala, das vom menschlichen Geist erschaffen wurde. Die Formen, die die Tanzschritte der einzelnen bulgarischen Reigen bilden, wurden 2014 zufällig von den jungen Gründern der Stiftung „Taratanzi“ entdeckt. Während eines Forums, das von Verein „Vereinte Ideen für Bulgarien“ organisiert wurde, haben sie eine innovative Methode entdeckt, um die bulgarischen Reigen durch grafische Figuren ihrer Schritte abzubilden. Ihre Reihenfolge wird durch Farben und Zahlen veranschaulicht, so dass jeder Anfänger die Bewegungen nachvollziehen kann.
„Es war sehr interessant, als wir uns den Schritten des Donautanzes gewidmet haben. Wir wissen, dass sich die musikalische Phrase wiederholt und er im Kreis getanzt wird. Die Grafik hat ein Bild ergeben, das den Donauwellen gleicht. Jede Reigenform, die wir nachbilden, hat einen Hintergrund aus farbigen Linien, die die metrischen Pulsationen veranschaulichen. Und beim Donaureigen sind diese Linien grün und blau, um den Zwiei-Viertel-Takt aufzuzeigen. Grün und blau gehören auch zu den typischen Farben der berühmten Stickereien in den nordbulgarischen Trachten“, erklärte Iwa Todorowa.
Die Digitalisierung ist natürlich kein Ersatz, sondern eine Einladung an die Menschen, in den Saal zu gehen und unsere Tanzfolklore live kennenzulernen. Andererseits ist das auch ein Weg, die Reihenfolge der Tanzschritte von bulgarischen Reigen zu erhalten, die wenig bekannt sind, nicht massenweise getanzt werden und in Vergessenheit geraten könnten. Aus diesem Grund hat die Organisation beschlossen, die grafischen Formen von so vielen Reigen wie möglich zu reproduzieren und zu digitalisieren. Bislang wurden derart über 40 Reigen von mehr als 300 bekannten bulgarischen Reigen für die Nachwelt erhalten.
Erfreulich ist, dass sich immer mehr junge Menschen den Volkstänzen zuwenden, um die Verbindung zu ihren bulgarischen Wurzeln herzustellen.
„Vielleicht ist das es irgendwie in uns codiert. Selbst wenn wir uns der genauen Schritte nicht sicher sind, lassen wir uns vom Rhythmus leiten“, sagt Iwa Todorowa. „Neben dem geraden Reigen hat sich der Donaureigen zu einer Hymne der Reigen etabliert, die wir alle kennen. Und wenn wir einem Ausländer unsere Folklore nahebringen möchten, insbesondere an Festen, dann führen wir ihm den Donaureigen vor“.
In diesem Jahr wurde die Organisation für Kultur und Folklore „Taratanzi“ für die Digitalisierung und Erhaltung der bulgarischen Reigen mit dem europäischen Kulturerbe-Preis „Europa Nostra“ ausgezeichnet. Der Preis ist ein großer Ansporn und eine wohlverdiente Anerkennung für ihre Arbeit, die der Konsolidierung aller Bulgaren und dem Erhalt des bulgarischen geistigen Erbes gewidmet ist.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: taratanci.com, YouTubeHeute ist Ignatiustag. Am 20. Dezember gedenken wir dem Heiligen Ignatius von Antiochien. Dem Volksglauben zufolge beginnen an diesem Tag die Geburtswehen der Mutter Gottes, die bis Weihnachten anhalten, wovon auch in vielen..
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