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Rewilding oder wie das wilde Leben in den Östlichen Rhodopen wieder Einzug hält

Foto: Weneta Nikolowa

Rewilding bedeutet, die Rhythmen in der Natur auf natürliche Weise wiederherzustellen. Eine der Möglichkeiten, ihr zu helfen, für sich selbst zu sorgen, besteht darin, längst verschwundene Arten wieder in der wilden Natur anzusiedeln. Die Östlichen Rhodopen können dabei als erfolgreiches Beispiel dienen. Dort hat Rewilding vor 10 Jahren begonnen und trägt bereits erste Früchte. „Dieser Teil Bulgariens gilt als einer der wildesten Orte in ganz Europa, was die Natur angeht. In den letzten 100 Jahren sind jedoch wichtige Tiere aus der Gegend verschwunden. Und unsere Aufgabe ist es, sie wieder zurückzubringen“, sagte Nelli Najdenowa von Stiftung „Wildere Rhodopen“, die Teil des europäischen Netzwerks „Rewilding Europe“ ist. Dank desImports von Pärchen aus dem Ausland wurden in den Östlichen Rhodopen erfolgreich wieder Edelhirsche, Elche, Wildpferde und Wisente angesiedelt.

Warum aber ausgerechnet diese Arten?

Nelli Najdenowa

„Alle Pflanzenfresser pflegen eine für die Östlichen Rhodopen typische Mosaiklandschaft. Ihr haben wir diesen unglaublichen Artenreichtum zu verdanken. Denn ohne die grasenden Tiere verschwinden die Ziesel, die Schildkröten, aber auch Orchideen und andere Arten, die auf eine niedrige Vegetation angewiesen sind. In der Natur ist alles miteinander verbunden. Sobald eine Art verschwindet, verschwinden auch andere mit ihr“, erläutert Nelli Najdenowa.

Im Jahr 2011 wurden mehrere Wildpferd-Paare oder sogenannte Tarpanpferde aus den Niederlanden importiert und in der Nähe des verlassenen Dorfes Sbor in den Rhodopen angesiedelt. Sieben Monate später wurden die ersten Tarpan-Fohlen geboren. Heute leben ca. 100 Vertreter dieser alten Pferderasse in freier Wildbahn, unweit vom Stausee „Studen Kladenez“.

Und was ist mit dem Wisent oder dem sogenannten europäischen Bison? Das ist der größte Pflanzenfresser auf dem Alten Kontinent und hat eine Schlüsselbedeutung für offene Waldökosysteme. „In Bulgarien sind die Wisente leider bereits im Mittelalter verschwunden“, sagt Nelli Najdenowa. Deshalb haben Naturschützer vor neun Jahren die ersten europäischen Bisons aus einem Zuchtzentrum in Thüringen importiert.

„Aktuell leben 12 Wisente in den Östlichen Rhodopen. In diesem Jahr wollen wir aber weitere Wisente dort ansiedeln. Wir haben welche aus Ungarn und Deutschland und verhandeln jetzt über Wisente aus Polen. Wir sind auf genetische Vielfalt bedacht, das ist sehr wichtig. Und ja, wir können uns mit Bison-Babys rühmen! Fast jedes Jahr haben wir einen Neuzugang“, macht Nelli Najdenowa keinen Hehl aus ihrem Stolz.

Naturschützer von der Stiftung „Wildere Rhodopen“ arbeiten daran, dass nun auch die Mönchsgeier wieder nach Bulgarien zurückkehren. „Wir verhandeln mit einer Organisation in Spanien. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass wir bereits im Februar ein paar Geier nach Bulgarien bringen“, sagte Nelli Najdenowa. Besagte Greifvögel sind in diesem Teil des Gebirges längst verschwunden. Die Kolonie, die am nächsten ist, nistet im benachbarten Griechenland. Die künftigen „Neuankömmlinge“ werden in der Region Madscharowo angesiedelt. Inzwischen haben die wachsenden Herden von Pflanzenfressern dafür gesorgt, ihnen den Weg „freizuräumen“, indem sie in den Weiden für Nahrung der Greifvögel sorgen.

In letzter Zeit wächst das Interesse von Abenteurern und Fotografen, die mit einem einzigen Ziel in die Östlichen Rhodopen kommen - Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten. Zu diesem Zweck wurden in der Nähe von Madscharowo und beim Stausee „Studen Kladenez“ etwa 14 Unterstände zur Beobachtung und zum Fotografieren von Wildtieren eingerichtet. Naturschützer empfehlen jedoch, sich einen Begleiter anzuheuern, denn obwohl diese Tiere von Menschen in die Natur zurückgebracht wurden, suchen sie nach stillen Rückzugsorten und könnten manchmal auch gefährlich werden.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: Weneta Nikolowa, BNR-Kardschali, rewilding-rhodopes.com




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