Widersprüchliche Bewertungen kommen diesen Sommer von der bulgarischen Schwarzmeerküste. Die Tourismusbranche ist sich in ihrer Einschätzung der Saison nicht einig. Einige stufen sie als schwach ein, während andere zufrieden sind und von einem deutlichen Anstieg der Touristenzahlen sprechen. Aber alle sind sich einig: der Krieg in der Ukraine sowie die Unsicherheit und Inflation machen jede Planung unmöglich. Zudem sei noch ungewiss, ob ihr Geschäft aufgrund der galoppierenden Marktpreise Gewinne oder Verluste einbringen werde.
Laut einer Umfrage des bulgarischen Verbands der Hotelmanager (Bulgarian Association of Hotel Executives, BAHE) können sich im ersten Halbjahr dieses Jahres nur sehr wenige Hoteliers eines Umsatzwachstums rühmen, das höher ist als die Inflation. Gleichzeitig damit waren 43 Prozent von ihnen gezwungen, die Preise ihrer Dienstleistungen um 10 bis 20 Prozent anzuheben.
Wesselin Nalbantow, stellvertretender Vorsitzender des bulgarischen Hotel- und Restaurantverbands (Bulgarian Hotel & Restaurant Association, BHRA) und Besitzer eines Hotels im Urlaubsort Sonnenstrand, behauptet, dass die Menschen „vom Preischaos verstört“ seien und dass das eine ernsthafte Belastung für sein Geschäft sei. „Zum Beispiel hat die Wasserversorgung Burgas den Wasserpreis mit einem Mal verdoppelt. Man spricht von 60 Prozent, real liegt die Preiserhöhung aber bei 100 Prozent, ganz zu schweigen von der Unsicherheit rund ums Gas...“, erklärt der Hotelier und ergänzt:
„Bei mir erholen sich Engländer, Rumänen, Polen, Tschechen und einige Deutsche. Früher habe ich hauptsächlich mit Deutschen gearbeitet, jetzt sind es nicht mehr so viele. Die Rumänen und Polen gleichen den Mangel an Gästen aus Russland aus; …die Russen waren wunderbare Kunden! Einige behaupten, dass es hier auch Ukrainer gebe, aber es sind keine da. Sie sind im Krieg. Tatsächlich schadet der Krieg unserer Branche am meisten.“
Personalmangel ist ein beunruhigender Trend, der sich während der Pandemie weiter verschärft hat. Nalbantow lehnt jedoch die Behauptung ab, dass der Grund in der niedrigen Bezahlung liege:
„Es wird immer wieder gesagt, dass wir nicht genügend zahlen. Wir zahlen aber viel mehr, als wir uns leisten können. Kurz eine Rechnung: 1989 war Sonnenstrand vollends mit Gestrüpp überwuchert und besaß nur 38.000 Betten. Derzeit hat das Resort 500.000 Betten. Für die Bedienung dieser Bettenkapazität sind Zehntausende von Arbeitskräften nötig. Woher sollen sie kommen?“, fragt Nalbantow und fügt hinzu, dass für einen ungelernten Arbeiter kein Gehalt unter 1.000 Lewa (ca. 512 Euro) gezahlt wird. In seinem Hotel arbeiten derzeit Menschen aus Kirgistan und der Ukraine. Letztes Jahr hatte er Personal aus Senegal eingestellt. „Aber das sind Saisonarbeiter und es ist ein Riesenaufwand, sie zu beschäftigen. Ich bezahle auch ihre Flugtickets und für mich wird es sogar noch teurer, als wenn ich Bulgaren beschäftige“, behauptet der Hotelier.
Trotz der guten Beschäftigung an der Schwarzmeerküste in diesem Sommer ist man sich in der Branche nicht sicher, ob man am Ende der Saison einen Gewinn abrechnen werden kann. Die Gründe sind nicht nur der Krieg, die Inflation, der Personalmangel, die Gaskrise usw., sondern auch die instabile politische Situation in unserem Land. In einer Phase, in der der Sektor entscheidende und effiziente Unterstützung durch den Staat benötigt, hat Bulgarien wieder eine Übergangsregierung und steht an der Schwelle zu vorgezogenen Parlamentswahlen mit unvorhersehbarem Ausgang. Nalbantow und seine Kollegen erwarten, dass das Tourismusministerium nach den Wahlen endlich nicht mehr von einem Politiker, sondern von einem Branchenvertreter geleitet wird, der die wirklichen Probleme der Branche kennt.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: BGNES, Archiv
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