Nach der Neugründung des bulgarischen Staates 1878 verstand man unter der „Bulgarischen Frage“ die Vereinigung der bulgarischen Landen nach ihrer Zersplitterung auf dem Berliner Kongress desselben Jahres. Die ungerechten Beschlüsse dieses Kongresses sahen eine Aufteilung der vornämlich mit Bulgaren bewohnten Gebiete vor, die im Zuge des Russisch-türkischen Krieges von 1877/78 von osmanischer Fremdherrschaft befreit worden waren. Nur ein Landesteil – das Fürstentum Bulgarien, erhielt eine gewisse selbständige staatliche Freiheit, alle anderen Gebiete wurden zu halbabhängigen Provinzen des Osmanischen Reiches, oder wieder ganz dem Sultan unterstellt.
Das rief natürlich den Unmut und den Widerstand der Bevölkerung hervor. Am aktivsten lehnte sich das im Osmanischen Reich verbliebene sogenannte Ostrumelien auf, das die Vereinigung mit dem Fürstentum Bulgarien anstrebte. Kundgebungen und Demonstrationen wurden organisiert, Freischärler taten sich zusammen. Eine revolutionäre Situation braute sich zusammen, die die Energie aller Bulgaren vereinen und schließlich zu einem der glücklichsten und bedeutendsten Ereignisse unserer jüngeren Geschichte führen sollte: der Vereinigung. Ihr folgten die glänzenden Siege im Serbisch-bulgarischen Krieg im Herbst 1885 und schließlich die Unabhängigkeit des Landes, errungen drei Jahrzehnte nach der Befreiung Bulgariens.
Es ist kein Zufall, dass die Bewohner von Panagjurischte die ersten waren, die sich dem revolutionären Kampf um die Vereinigung 1885 widmeten. Diese Stadt war die erste, die wenige Tage nach dem Ausbruch des Aprilaufstands (1876) die Freiheit proklamierte und als erste die Flagge der Revolution schwenkte, die hier von Rajna Knjaginja mit den denkwürdigen Worten darauf „Freiheit oder Tod“ genäht worden war.
Obwohl die Vereinigung am 6. September 1885 in Plowdiw vollzogen wurde, riefen die Einwohner von Panagjurischte bereits 4 Tage zuvor „Es lebe die Vereinigung!“.
„Die Vereinigung fand am 2. September 1885 zuerst in Panagjurischte statt“, betont Irina Botewa, Chefkuratorin des Historischen Museums von Panagjurischte. „Die Einwohner unserer Stadt waren wieder die ersten, denn die Geschichte von Panagjurischte entwickelte sich nach der Befreiung und nach dem Berliner Kongress dramatisch. Aufgrund des Friedensvertrages wurde Bulgarien in mehrere Teile zerrissen, von denen die größten das Fürstentum Bulgarien und Ostrumelien waren. Die Grenze zwischen beiden Teilen verlief zwischen Panagjurischte und Slatitza, wobei Panagjurischte in Ostrumelien verblieb und praktisch weiterhin unter osmanischer Fremdherrschaft stand. All die Opfer, die die Einwohner von Panagjurischte im Aprilaufstand und den Befreiungskämpfen gegeben hatten, erschienen absolut umsonst gewesen zu sein. Daher konnten die Bewohner der Stadt keine Ruhe finden. Sie gründeten vereinigte Revolutionskomitees, was auch die Einwohner der meisten anderen größeren Ortschaften in Ostrumelien taten und zwar mit der Unterstützung der Bulgaren aus dem Fürstentum Bulgarien.
Am 2. September 1885 begannen drei junge Menschen, Mitglieder des Komitees in Panagjurischte, laut auf den Straßen der Stadt zu rufen: „Nieder mit Rumelien! Es lebe die Vereinigung!“. Die örtlichen Behörden nahmen sie natürlich fest. Als das bekannt wurde, gingen die Bewohner der Stadt bewaffnet auf die Straßen und versammelten sich zu einer spontanen Kundgebung vor der Kirche der Heiligen Muttergottes. Die Menge zählte ungefähr zweitausend Menschen. Dem Bezirksvorsteher wurde schnell klar, dass die versammelte Menge zu allem bereit ist und ordnete die Freilassung der Jugendlichen an. Diese Kundgebung in Panagjurischte, auf der ebenfalls „Nieder mit Rumelien! Es lebe die Vereinigung!“ gerufen wurde, stellt den Beginn der Vereinigung in Bulgarien dar.“
Im Zentrum der Stadt, auf dem Platz, fast an derselben Stelle, an der diese Ereignisse stattfanden, wurde eine Gedenktafel angebracht, die an die mutige Aktion der Einwohner von Panagjurischte erinnert. Hier finden auch jedes Jahr Feiern und Gedenkveranstaltungen statt. Die Inschrift auf der Gedenktafel aus schwarzen Marmor lautet: „Hier wurde am 2. September 1885 die Fahne der Vereinigung gehisst.“
In Panagjurischte wird diese Fahne der Vereinigung bis heute, 137 Jahre nach jenen denkwürdigen Ereignissen, als ein Heiligtum aufbewahrt. Auf ihr steht in großen Buchstaben „Einigkeit macht stark“ – ein Spruch, der später über dem Eingang des Parlamentsgebäudes in Sofia angebracht wurde.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Gergana Mantschewa, Geschichtsmuseum Panagjurischte, Archiv BNR
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