Am Stadtrand von Sofia, etwa 7 km nordöstlich des Zentrums der Hauptstadt, befindet sich das Kloster von Obradowtzi, benannt nach dem ehemaligen Dorf, heute Stadtteil „Benkowsi“ von Sofia. Es gehört zu den ältesten bekannten Klöstern rund um die bulgarische Hauptstadt und ist dem heiligen Großmärtyrer Mina (Menas) geweiht – einem ägyptischen Soldaten, der im Zuge der Christenverfolgungen unter Kaiser Diokletian verhört, gefoltert und hingerichtet worden ist.
Es wird angenommen, dass sich im 11. Jahrhundert an dieser Stelle eine große Klosteranlage befunden hat, die in der Zeit der Kreuzzüge und später der osmanischen Fremdherrschaft verwüstet und verlassen wurde. Geblieben war einzig eine Legende, in der erzählt wurde, dass das Kloster aus 40 Kapellen, zahlreichen Klostergebäuden, einer Religionsschule und einem Tochterkloster des Berges Athos bestanden hat, von wo aus Pilger zum Berg Athos pilgerten. Dieses geistliche Zentrum war Teil der Klöster, die den sogenannten „Heiligen Berg von Sofia“ bildeten.
Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts (1927) stießen die Einwohner des damaligen Dorfes auf seine Überreste. Der Wiederaufbau des Klosters begann 1942 und seit der Wende in Bulgarien von 1989 zieht das Kloster allmählich auch Pilger aus dem ganzen Land an, denn es ist das einzige in Bulgarien, das dem heiligen Mina geweiht ist. Dieser Heilige ist dafür bekannt, dass er Verlorenes, einschließlich der Gesundheit, wiederbringt.
„Im Kloster befindet sich eine wundertätige Ikone des heiligen Großmärtyrers Mina und seit 2010 besitzt es einen Teil seiner heiligen Reliquien, die Gegenstand der Verehrung sind“, erzählte uns der Abt des Klosters, Vater Boris. „Jeder Gläubige, der sich ihnen mit Glauben, reinem Gebet und aufrichtigem Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit nähert, kann eine schnelle Hilfe vom heiligen Mina erfahren. Kinderlose Familien, denen viele Jahre der Kindersegen verwehrt wurde, bekommen oft bald nach einem Gebet an der wundertätigen Ikone ein Kind. Auch finden viele dank der Ikone den richtigen Lebenspartner. Die meisten Wunder betreffen jedoch die Heilungen schwerer Krankheiten. Wir haben Fälle, in denen die Ärzte selbst ihren Patienten sagen, dass sie alles in ihren Kräften Stehende getan haben und eine Heilung nur noch Gott bewirken könne. Sie selbst schicken sie hierher, damit sie den Heiligen um Genesung bitten. Wo gebetet und geglaubt wird, zeigt sich Gott gnädig und bewirkt Wunder.“
Daher ist in der Zeit des Fests des heiligen Mina, das am 11. November begangen wird, der Zustrom von Gläubigen zum Kloster besonders groß. Und während sie demütig darauf warten, sich vor der Ikone und den Reliquien verbeugen zu können, erzählen sich die Menschen die Wunder, die sich dank der Fürsprache des heiligen Mina ereignet haben.
„Es kommen vor allem junge Leute ins Kloster; sie können sich davon selbst überzeugen“, sagt weiter Vater Boris, der die jungen Familien gerne beobachtet. „Natürlich ist jeder von Gott berufen, den eigenen Weg des Heils zu gehen. Früher oder später passiert es. Jedem von uns ist vom Schöpfer gegeben, dieses religiöse Gefühl der Suche nach Gott zu erleben. Wichtig ist, an den richtigen Ort zu gelangen, denn heutzutage ist es für die jungen Menschen zur Mode geworden, sich von östlichen Lehren und Okkultismus mitreißen zu lassen, was für die Seele schädlich ist. Wenn sie jedoch den Weg zur Kirche finden, kann uns das nur freuen.“
Im Innenhof des Klosters, wo die für solche Orte typische Ruhe und Zeitlosigkeit herrscht, treffen wir auf eine junge Familie mit einem neugeborenen Kind. Die Mutter Tanja lächelt und ist bereit, uns zu erzählen, was sie in das Kloster geführt hat:
„Ich habe Vertrauen in allen Heiligen und sie haben mir in meinem Leben sehr geholfen. Wir waren eine Weile nicht hier gewesen, also beschlossen wir, wiederzukommen. Die Kirche selbst liegt uns sehr am Herzen. Deshalb haben wir den kleinen Walentin jetzt mitgebracht.“
In der kurzen Zeit, in der wir im Kloster die herbstliche Landschaft und Abgeschiedenheit genießen, begegnen wir auch jungen Eltern, die ihr Kind hier taufen ließen, damit es gesund bleibt und vom Schutzpatron der christlichen Familie, dem heiligen Mina, beschützt wird.
Gleichzeitig werden die Arbeiten zur Erweiterung der Klosteranlage fortgesetzt, mit dem Ziel, die Kapellen und Gebäude wiederaufzubauen, in denen die geistliche und seelsorgerische Tätigkeit wieder aufblühen kann.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Darina Grigorowa
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