Vor und nach der Pandemie ist die Trennlinie, an der gemessen wird, ob das Tourismusjahr erfolgreich war oder nicht. 2019, das Jahr vor Covid-19, gilt als eines der produktivsten für die Tourismusbranche. Wie war 2022 und hat die Aufhebung der restriktiven Hygienemaßnahmen zum gewünschten Touristenstrom von und nach Bulgarien geführt? Wie wirkt sich der russische Angriffskrieg in der Ukraine und die hohe Inflation auf den Tourismus aus? Als chaotisch und unberechenbar infolge diverser Herausforderungen, gestiegenen Kosten und niedrigen Gewinnen – so definiert die Branche das Jahr 2022. „Und trotzdem sind wir weitgehend zu den besten Jahren von vor der Pandemie zurückgekehrt“, behauptet Rumen Draganow vom Institut für Tourismusanalyse und -bewertung. Ihm zufolge liege der bulgarische Tourismus derzeit 15 % unter dem Niveau von 2019, was ein gutes Ergebnis ist. Die vollständige Erholung der Branche wird bis 2024 erwartet.
Was für ein Tourismusjahr verabschieden wir?
"Für den bulgarischen Tourismus in seiner gesamten Geschichte war kein einziges Jahr einfach – behauptet Rumen Draganow. „Wir hatten sehr schwierige Jahre, sowohl während Tschernobyl als auch während der politischen Unruhen in den 1990er Jahren und den darauffolgenden Finanzkrisen 1998 und danach. Auch jetzt befinden wir uns in einer solchen Situation, in der wir eine Krise überwinden und unter Bedingungen der Ungewissheit arbeiten müssen. Trotz dieser Umstände hatten wir 2022 zufriedene Touristen, nicht nur mit den Bedingungen, sondern auch mit den gebotenen Dienstleistungen und ihre Qualität, die auf einem sehr hohen Niveau war“, unterstreicht Rumen Draganow und weist darauf hin, dass in den Jahren der Pandemie Unternehmen aus dem Markt ausgeschieden sind, die mit der komplexen Situation nicht zurechtkommen konnten. „Überlebt haben diejenigen, die sich auf ihre eigene Kraft und nicht auf den Staat verlassen haben, um voranzukommen und ein Qualitätsprodukt zu schaffen. Die Leistungen einiger von ihnen übertrafen sogar jene von 2019“, unterstreicht Rumen Draganow.
Der Ukraine-Krieg hat die Branche 2022 nicht wesentlich getroffen. Die bulgarischen Quellmärkte in der EU erholen sich erfolgreich, das Interesse an kulturellen und historischen Routen im urbanen Umfeld wachse, meldet die Branche. Im Oktober und November habe es einen großen Anstieg europäischer Touristen für Kultur- und Wochenendtourismus gegeben. Es war ein Jahr voller Herausforderungen, aber Bulgarien habe sich gut geschlagen. Diese Meinung teilt auch Konstantin Sankow, Unternehmensberater und Tourismusunternehmer. Ihm zufolge habe sich der Ukraine-Krieg auf die geplanten Reisen ausgewirkt, doch das betreffe hauptsächlich Touristen aus fernen Märkten, wie zum Beispiel Asien.
„Wenn ein Japaner oder Chinese Bulgarien auf der Weltkarte betrachtet und sieht, wo die Ukraine liegt, beträgt die Entfernung für ihn nur wenige Zentimeter und das macht ihm Sorgen. Daher sind diese Reisen in unserem Teil Europas immer noch rückläufig“, erklärt Konstantin Sankow und fügt hinzu, dass sich der konventionelle Tourismus, wie Balneo, Spa, Badeurlaub und alle anderen Formen der Erholung in unserem Land in diesem Jahr sehr gut entwickelt haben. Trotzdem gebe es beim Marketing der Destination Bulgarien noch viel zu tun. Nach Ansicht von Konstantin Sankow sollte mehr Wert auf die digitalen Kanäle gelegt werden, um für Bulgarien zu werben. Es sei gut genau zu wissen, für wen das Produkt bestimmt ist und wichtig, online zu sein, um Tourismus in allen vier Jahreszeiten zu haben", unterstreicht Konstantin Sankow abschließend.
Übersetzung: Georgetta Janewa
Foto: BGNES, Archiv
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