Vor genau einem Jahr kündigte der russische Präsident Wladimir Putin in einer Fernsehansprache den Beginn einer „speziellen Militäroperation“ im Donbass an, um die Bevölkerung vor Gräueltaten und Völkermord durch das Regime in Kiew zu schützen. Wenige Minuten später erfolgten schwere Artillerieangriffe in den Regionen Donezk und Luhansk, Raketen wurden auf alle wichtigen militärischen Einrichtungen und Stützpunkte in mindestens der Hälfte der Ukraine abgefeuert. Und so lebte in den frühen Morgenstunden des 24. Februar 2022 zum ersten Mal seit mehr als 70 Jahren das Schreckgespenst des Krieges in Europa wieder auf.
Seit zwölf Monaten stehen sich ukrainische und russische Soldaten Auge in Auge gegenüber, den höchsten Preis für diesen Krieg zahlen aber die einfachen Menschen.
„Die Ukraine, wie sie im Jahr 2021 und früher war, gibt es nicht mehr. Dieses Land hat eine 2.000 Kilometer lange Grenze mit Russland und in den nächsten 10, 20 oder 30 Jahren wird es dort kaum friedlich sein. Jeder Ukrainer sollte das verstehen und lernen, mit den damit verbundenen Ängsten und Befürchtungen zu leben“, sagte Andrej Nikolow, der in Odessa geboren und aufgewachsen ist, aber seit sechs Jahren in Sofia lebt. Die Situation für Bulgaren in der Ukraine seit derzeit sehr schwierig, sagte er und weiter:
„Es gibt viele bessarabische Bulgaren, die in der Region Odessa leben, sie haben keinen Strom und andere Dinge, aber es scheint für sie etwas 'einfacher' zu sein. Es gibt eine große Gemeinschaft, die in den besetzten Gebieten am Asowschen Meer lebt, in Berdjansk und die Nachrichten von dort sind sehr schlecht, denn diejenigen von ihnen, die auf ukrainisches Gebiet geflüchtet sind, haben bereits ihre Häuser verloren, fremde Leute sind dort eingezogen und sie wissen nicht, was mit dem bulgarischen Sprachunterricht passieren wird, wahrscheinlich gibt es noch keinen“, erklärte Andrej Nikolow.
Er gesteht, dass er von der enormen Großzügigkeit, die die Bulgaren den Ukrainern seit dem 25. Februar 2022 in Form von Hilfe und freiwilliger Arbeit entgegenbringen, angenehm überrascht ist. Andrej Nikolow zieht Parallelen zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit, weil seine Familie auch Flüchtlingserfahrungen hat - seine Vorfahren sind aus dem Osmanischen Reich geflohen und die heutigen bessarabischen Bulgaren sind gezwungen, erneut zu fliehen, dieses Mal jedoch wegen Russland.
Seit den ersten Tagen des Krieges bemüht sich Andrej, ukrainischen Flüchtlingen in Bulgarien, die Hilfe und Unterstützung brauchten, zu helfen. Aus diesem Grund hat er das Zentrum „Offene Türen“ gegründet, dem er seit dem 24. Februar 2022 seine ganze Zeit und Energie widmet.
„Wir hatten erwartet, dass die Situation schlimmer sein würde, weil wir dachten, dass die Ukraine nicht in der Lage sein würde, sich so lange und erfolgreich gegen den Aggressor zu wehren. Es wurde damit gerechnet, dass ca. 500.000 Menschen aus der Ukraine nach Bulgarien kommen, was aber nicht eingetreten ist“, sagte Andrej. Angaben des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen zufolge hielten sich im Oktober letzten Jahres 54.579 ukrainische Flüchtlinge in Bulgarien auf.
Seit Ausbruch des Krieges hat das Zentrum „Offene Türen“ Tausenden Ukrainern geholfen, die in unser Land geflüchtet sind. Andrej Nikolow hat einen langfristigen Plan für seine Entwicklung, mit einem Zeithorizont von mindestens 10 Jahren.
„Unsere Arbeit hier wird sich jetzt vor allem auf die Integration der Ukrainer und ihre Eingliederung in den Arbeitsmarkt fokussieren. Die Wohltätigkeit wird etwas in den Hintergrund treten. Unsere Aktivitäten gehen in drei Richtungen - kulturelle Integration, psychologische und Krisenhilfe und Bildung. Für uns ist es wichtig, dass sie den Kontakt zu ihrer Heimat nicht verlieren. Wir wollen ihnen zeigen, dass es auch in Bulgarien Möglichkeiten für ihre Realisierung gibt. An dritter Stelle, aber nicht zuletzt, steht die Bildung. Deshalb arbeiten wir an der Einrichtung der ersten bulgarisch-ukrainischen Sekundarschule.“
Außerdem arbeitet das Zentrum mit der Agentur für Arbeit zusammen und hilft Ukrainern bei der Arbeitssuche in unserem Land.
„Unsere Aufgabe besteht eher darin, Ukrainer an Arbeitgeber in verschiedenen Bereichen zu vermitteln, aber das größte Hindernis sind ihre Sprachkenntnisse“, so Andrej Nikolow abschließend.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: EPA/BGNES, Facebook /@SituationalCenterOpenDoors, Facebook / Andrey NikolovEs gibt keinen Einwohner im nordostbulgarischen Dorf Welitschka, der nicht von den beiden hundertjährigen Eichen wüsste, die zum Naturerbe der Siedlung gehören. Die beiden Bäume von der Art Quercus spp. wurden im Jahr 1990 eingezäunt und mit..
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