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Bulgarische Wirtschaft stützt sich auch auf Schüler als Arbeitskraft

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Weltweit sind 115 Millionen Kinder in gering qualifizierten Berufen beschäftigt, darunter in einkommensstarken Branchen wie Metallverarbeitung, Baugewerbe, Textilindustrie und Batterieproduktion für Elektrofahrzeuge. Dieses Problem betrifft sowohl die Industrie- als auch die Entwicklungsländer, so die Internationale Arbeitsorganisation (IAO). Militärische Konflikte, Krisen und die Covid-19-Pandemie haben viele Familien in die Armut getrieben und Millionen von Kindern auf den Arbeitsmarkt gezwungen. Kinderarbeit hat dauerhafte negative Folgen, weil sie die Kinder der Bildung und damit der Möglichkeit beraubt, als Erwachsene ein angemessenes Einkommen zu erzielen, mahnt die IAO.

In Bulgarien kann man jedoch nicht von einer Ausbeutung von Kinderarbeit sprechen, da die Arbeit von unter 18-Jährigen seit Jahrzehnten gesetzlich geregelt ist und Verstöße von den Kontrollbehörden streng geahndet werden. Kinderarbeit ist in Bulgarien bis zu dem Alter verboten, bis dem offiziell Schulpflicht besteht - in Bulgarien bis zum Alter von 16 Jahren. Aus diesem Grund wird hier häufiger die Regelung angewandt, die vorschreibt, dass für die Beschäftigung von Personen im Alter von 16 bis 18 Jahren eine obligatorische Genehmigung der Arbeitsaufsichtsbehörde erforderlich ist.  Eine wichtige Voraussetzung ist, dass der Arbeitgeber die Genehmigung für den betreffenden Arbeitsplatz, an dem er einen Minderjährigen beschäftigt, beantragt und erhält und dass der Minderjährige laut Vorschrift nicht an anderen Tätigkeiten beteiligt sein darf. An diesem Arbeitsplatz werden dann von der Arbeitsaufsichtsbehörde häufige Kontrollen auf das Vorhandensein von Stress oder anderen schädlichen Faktoren für die körperliche und geistige Entwicklung der beschäftigten Person durchgeführt.

Trotz der höheren administrativen Anforderungen bei der Beschäftigung von Minderjährigen steigt das Interesse an ihnen als Ressource auf dem Arbeitsmarkt, berichtet die Hauptinspektion für Arbeit. In Bulgarien besteht im Hotel- und Gaststättenwesen und im Handel ein großer Bedarf an solchen Arbeitskräften. Die meisten dieser Berufe können von Minderjährigen ausgeübt werden. In diesem Jahr berichten die Inspektoren von einem Höchststand an Minderjährigen, die noch vor Beginn der Sommerferien eingestellt werden.

„Vor der Pandemie haben wir etwa 9.000 bis 10.000 Genehmigungen pro Jahr erteilt und jetzt sind es bereits 12.000“, erklärte Dina Christowa-Ignatowa, Expertin der Arbeitsaufsichtsbehörde gegenüber „Radio Bulgarien“.

„Im Mai und Juni gehen die ersten Anträge für Genehmigungen ein, damit die Jugendlichen ab Juli, wenn die Ferien beginnen, arbeiten können. Das Interesse aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe, das während der Pandemie geschlossen war und für das es damals keine Nachfrage nach Minderjährigen gab, ist enorm gestiegen. Jetzt ist das Interesse um mindestens das Dreifache gestiegen. Die Nachfrage und die Einstellung dieser Arbeitskräfte spricht eindeutig für einen Aufschwung in der Wirtschaft, denn in Zeiten der Stagnation greifen die Arbeitgeber nur auf erwachsene Arbeitnehmer zurück.“

Das Recht auf Arbeit von Minderjährigen ist nicht nur streng geregelt, sondern wird auch vom Staat gut geschützt. Zu diesem Zweck rät die Arbeitsaufsichtsbehörde den Jugendlichen jedoch, auch wenn sie noch unerfahren sind, stets die Unterzeichnung eines Vertrags mit dem Arbeitgeber zu verlangen. Die administrative Seite ist eine Schwierigkeit, mit der Jugendliche konfrontiert werden können, aber sie sollten die Möglichkeit zu arbeiten nicht aufgeben - rät der Schulpsychologe und Therapeut Kalin Gayjtandschiew.

„Die Arbeit hat eine positive und entwicklungsfördernde Wirkung auf die Psyche der Kinder, so dass die Kindheit die Arbeit nicht beeinträchtigt und die Arbeit nicht die Kindheit beeinträchtigt“, sagte er in einer Sendung des BNR- Inlandsprogramms „Christo Botew“ und weiter:

„Wenn Arbeit mit einem Gefühl von Sinn und persönlicher Bedeutung einhergeht, wirkt sie sich positiv auf die Psyche der Kinder aus und schafft ein Gefühl von Erfolg und Wichtigkeit bei den jungen Menschen. Dann gibt es einen reibungslosen und schönen Übergang von der Kindheit zum Erwachsensein“, so  Kalin Gayjtandschiew.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos:  Pixabay, BGNES




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