Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Die Tschairski-Seen sind wie ein „Superheld“ für die Natur

Das Naturphänomen ist eine Attraktion für Touristen, aber die Frage nach seinem Schutz ist offen

Foto: rodopite.info

Die Tschairski-Seen sind ein Schutzgebiet in den westlichen Rhodopen, das für seine natürlich entstandenen Erdrutschseen bekannt ist. Sie sind mit einem dicken Torfteppich bedeckt, und rundherum gibt es grüne Wiesen und jahrhundertealte Fichtenwälder. Sie befinden sich 19 km östlich des Dorfes Trigrad und sind über eine ausgeschilderte Route zu erreichen.

Es handelt sich jedoch nicht nur um einen Ort zum Wandern, sondern um ein Gebiet von großer ökologischer Bedeutung. Die sechs Erdrutschseen befinden sich auf einer Höhe von 1.400 Metern und sind nach Angaben von Geologen seit Beginn des Quartärs erhalten geblieben.

Aufgrund des globalen Temperaturanstiegs besteht aber für diese Seen die Gefahr, dass sie schrumpfen oder sogar verschwinden. Aus Sorge um die Natur und insbesondere um die Feuchtgebiete der Moore in Bulgarien wurde ein spezielles Projekt “Tschairski-Seen- Biodiversitätskapseln in den Rhodopen“ entwickelt.

Mit diesem Projekt wollen die Stiftung für biologische Vielfalt und ein bekanntes Mineralwassergewinnungsunternehmen aus den Rhodopen weitere Institutionen in den Schutz des natürlichen Reichtums einbeziehen - das Umweltministerium, die regionale Inspektion für Umweltschutz - Smoljan, die Gewässerdirektion der östlichen Weißmeerregion, die Bürgermeister von Dewin, Trigrad und Mugla sowie Wissenschaftler der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften.

Rumjana Iwanowa

„Aufgrund des warmen Klimas nehmen die Torfgebiete nur 0,1 Prozent des bulgarischen Territoriums ein, im Gegensatz zu kalten Ländern wie Skandinavien, wo 20-30 Prozent des Territoriums aus Torfgebieten bestehen. Deshalb ist die Erhaltung der Torfgebiete der Tschairski-Seen in Bulgarien von größter Bedeutung“, sagte Rumjana Iwanowa von der bulgarischen Stiftung für biologische Vielfalt und fügte hinzu:

„In ähnlichen Seen im Ausland gibt es Torfmoore wie in der Tundra - Wiesen, die mit Wasser vollgesogen sind. Und das Einzigartige an den Tschairski-Seen ist, dass die Torfmoore in einem See liegen, unter dem sich an der tiefsten Stelle elf Meter klares Wasser befindet. Für Wissenschaftler ist diese Tatsache äußerst interessant, aber es gibt fast keine Forschung. Es mangelt noch immer an systematischen Untersuchungen, an denen verschiedene Experten beteiligt sind, um Informationen zu sammeln. Die Idee ist, durch ein Projekt zur Erhaltung der Artenvielfalt in den Rhodopen beizutragen.“

„Wir arbeiten schon seit über 20 Jahren in diesem Gebiet. Diese Erdrutschseen sind so etwas wie 'Superhelden' in der Natur, weil sie Schwefeldioxid einlagern. Mit anderen Worten: Diese Seen tragen dazu bei, den vom Menschen verursachten Kohlenstoff-Fußabdruck zu absorbieren. Das Schwefeldioxid wird eingelagert und gereinigt, und in den Seen gibt es eine große Artenvielfalt. Das ist im Grunde ein unschätzbarer Ort für die Menschen, von dem die Leute nichts wissen, selbst hierzulande hat ihn kaum jemand erforscht“, sagte noch Rumjana Iwanowa.

Das Naturphänomen „Der betrunkene Wald“ befindet sich in der Nähe der Tschairski-Seen. Die Einheimischen gaben ihm diesen Namen, weil sich jeder Baum in dem Wald nach einer anderen Seite biegt. Der Grund dafür ist das Erdrutschgebiet, durch das der Berg praktisch ständig „in Bewegung“ ist, und mit ihm alles andere. Dieser Ort ist den Bewohnern der nahe gelegenen Rhodopen-Dörfer Trigrad und Mugla sehr gut bekannt. Sie wollen die Seen mehr Touristen zeigen, aber zuerst müssen die Menschen mit ihrem Schutzgebietsstatus vertraut gemacht werden. Ziel des Projekts, an dem Rumjana Iwanowa arbeitet, ist es, die vorhandenen wissenschaftlichen Informationen über das seltene Naturdenkmal in die Sprache der Touristen zu „übersetzen“.

„An einem der Seen befindet sich ein Schild, auf dem steht, dass er ein Schutzgebiet ist, und es wird auch auf die geschützten Pflanzenarten hingewiesen. Immer mehr Touristen besuchen die Seen“, erzählte Adelina Tscholakowa, Bürgermeisterin von Trigrad und fügte hinzu:

Adelina Tscholakowa

„Das größte Problem in der Region ist die Arbeitslosigkeit, aber es gibt auch Familien, die aus der Großstadt - in diesem Fall Plowdiw - zurückkehren. Es gibt etwa 400 ständige Einwohner, die im Tourismus und in der Forstwirtschaft tätig sind. Wir haben eine Forstwirtschaft, in der etwa 30 Personen, hauptsächlich junge Leute, beschäftigt sind. Vor allem im Sommer besuchen uns Touristen. Wir haben auch Gästehäuser, eine Berghütte und Hotels. Trigrad hat für jeden etwas zu bieten, aber auch die Infrastruktur muss verbessert werden. Im Jahr 2001 gab es eine Überschwemmung, bei der die Straßen stark zerstört wurden. Wir erwarten, dass sich dies bessert“, sagte zum Schluss Adelina Tscholakowa.

Lesen Sie auch:


Übersetzung: Antonia Iliewa

Redaktion: Rossiza Radulowa

Fotos: biodiversity.bg, rodopite.info, Facebook/ Trigrad



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Reiseblogger laden mit einer Ausstellung dazu ein, die schönsten Ecken Bulgariens zu entdecken

„Bulgarien - magnetisch und schön“ - unter diesem Titel präsentieren bulgarische Reiseblogger einige der fotogensten Orte des Landes. Die Ausstellung mit den einzigartigen Bildern der Reisenden wurde am 24. September am Eingang des Meer es gartens..

veröffentlicht am 28.09.24 um 11:10

Im thrakischen Komplex Begliktasch beginnen die ersten groß angelegten archäologischen Untersuchungen

Das thrakische Heiligtum Begliktasch liegt 5 km von der Stadt Primorsko entfernt und ist nur eine von den vielen interessanten Sehenswürdigkeiten in der Gegend. In der Umgebung sind auch zahlreiche gut erhaltene Dolmen zu sehen, die mit den..

veröffentlicht am 02.09.24 um 09:15

Seeresort „Albena“ begeht sein 55-jähriges Bestehen

Der Badeort „Albena“ feierte seinen 55. Geburtstag mit 11.000 Touristen, berichtete die BTA. Die meisten Gäste kommen von der skandinavischen Halbinsel, aber auch die Zahl der Franzosen, Tschechen und Polen nimmt zu. Die bulgarischen..

veröffentlicht am 26.08.24 um 13:58