Am 11. Juni 2007 besuchte US-Präsident George Bush Jr. Sofia. Nach dem damaligen Protokoll fand die Pressekonferenz, die er für die Medien gab, inmitten der Exponate des Nationalen Archäologischen Museums statt.
Das offizielle Mittagessen für den Gast fand später im Nationalen Geschichtsmuseum in Bojana statt. Vor dem offiziellen Teil besichtigte Bush in Begleitung des Direktors der Institution, Boschidar Dimitrow, die Ausstellung. Besonders beeindruckt war er von den thrakischen Schätzen.
Der Gast stellte die Frage: Wie viele thrakische Grabhügel gibt es in Bulgarien?“
Die Antwort lautete: Mindestens 15.000.
„Wie viele davon habt ihr erforscht?“, stellte Bush eine klärende Frage.
Boschidar Dimitrow antwortete beschämt, dass es etwa 1.000 seien.Dann riet Bush mit texanischem Pragmatismus: „Dann solltet ihr graben!“
Ich erinnere mich immer an diese Geschichte, die mir der verstorbene Professor Boschidar Dimitrow erzählt hat, wenn es um den Archäologen Dr. Georgi Kitow geht.Ich erinnere mich auch an sie, wenn es um die Schatzsucher geht, die seit Jahrhunderten dieselben thrakischen Grabhügel ausgraben und plündern.
Aus mehreren Gründen gibt es heute keinen bulgarischen Archäologen, der das thrakische Erbe in Bulgarien in dem Tempo untersuchen und retten kann, wie es Jahr für Jahr von der Expedition „TEMP” (Trakologen-Expedition zur Hügelforschung) unter der Leitung von Dr. Georgi Kitow durchgeführt wurde. Mit der Geschwindigkeit seiner Forschung gelang es dem Archäologen oft, den Schatzsuchern zuvozukommen.
Die erfolgreichste Saison für Dr. Georgi Kitow, der seinen Namen für immer in der Geschichte der bulgarischen und weltweiten Archäologie hinterlassen hat, war 2004.
Im sogenannten „Tal der Thrakischen Könige“ zwischen den Städten Schipka, Kasanlak und Kren wurde im Sommer der Grabhügel „Swetizata“ („Die Heilige“) untersucht. Dort entdeckten die Archäologen ein Grab, in dem der Verstorbene mit einer Maske aus 24 Karat Gold mit einem Gewicht von über 620 Gramm beigesetzt war. Offenbar wurde der Herrscher auf diese Weise dargestellt, um im Jenseits bekannt und akzeptiert zu werden. Mit einem goldenen Siegelring, der einen nackten Sportler darstellt, wurde er in die Ewigkeit verabschiedet. Später ging man davon aus, dass es sich bei dem Fund um das Königsgrab des Odrysen-Königs Teres I. aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. handelte.
Im Herbst 2004 hat die TEMP-Expedition mit der Erforschung einer neuen nahegelegenen Stätte begonnen – dem Grab von Seuthes III.
„Der Kalender zeigte auf den 21. September 2004.“, schrieb Dr. Georgi Kitow in seinem Buch „Hügel, Tempel, Gräber – Notizen eines Hügelbauers“. In dem Grab wurde der Bronzekopf eines Mannes entdeckt. Der Bart, der Schnurrbart und das Haar des Mannes waren sehr ausdrucksstark und seine Adlernase und sein Blick nötigten Respekt und Bewunderung ab. Dem Bildhauer gelang es sogar, ein Muttermal und eine Wundnarbe auf der linken Wange des Mannes nachzubilden.Nachdem die Archäologen das Artefakt vollständig gereinigt hatten, stach der durchdringende Blick des Mannes ganzbesonders hervor. Um diese Ausdruckskraft zu erzielen, wurden Glaspaste und zu Pulver zerriebener Alabaster für die Pupillen verwendet. Die Wimpern und Augenbrauen sind durch dünne Kupferplatten hervorgehoben und verleihen dem Gesicht perfekten Realismus.
Die Graböffnung fand am 4. Oktober statt und wurde per Video dokumentiert. Dr. Georgi Kitow war nach 23 Jahrhunderten der erste Mensch, der die Grabkammer betrat.
Das Grabmal selbst wurde zwei Jahrhunderte vor der symbolischen Bestattung von König SeuthesIII. errichtet. Im dritten rechteckigen Raum befindet sich die so genannte Grabkammer, die in einen monolithischen Granitblock mit einem Gewicht von über 60 Tonnen gehauen ist. In ihr wurden die wertvollsten Funde gefunden: ein goldener Grabkranz mit Eichenblättern und Eicheln, eine goldene Kylix zum Trinken von Wein und eine silberne Phiale, goldene Pferdemunition, ein Bronzehelm und Knieschoner mit vergoldeten Frauengesichtern, Kleidung und ein Ledergewand, das mit einer Goldapplikation eines wütenden Löwenkopfes und Pflanzenmotiven dekoriert ist, ein Schwert und ein Messer mit einem vergoldeten Griff.
Nach Reinigung und Restaurierung wurde der Kopf von Seuthes III. 2015 im Louvre im Rahmen der Ausstellung „Epos der thrakischen Könige - Archäologische Entdeckungen in Bulgarien“ ausgestellt. Ende 2024 wurde er in der Ausstellung „Antikes Thrakien und die klassische Welt. Schätze aus Bulgarien, Rumänien und Griechenland“ im Getty Museum in Los Angeles, USA, gezeigt, zusammen mit der vollständigen Sammlung der Funde aus dem Grab des thrakischen Königs.
In der Region Kasanlak gibt es etwa 1.500 thrakische Grabhügel. Deshalb nennt man das Gebiet um Kasanlak auch das Tal der thrakischen Könige. Bis heute sind etwa 200 Grabhügel und 15 Gräber in diesem Gebiet untersucht worden. Der Rest wartet auf einen neuen Entdecker.
Der große Archäologe Georgi Kitow starb am 14. September 2008 bei einer anderen Ausgrabung in der Nähe von Starosel plötzlich an einem Herzinfarkt.
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Zusammengestellt: Iwo Iwanow
Übersetzung: Antonia Iliewa
Redaktion: Rossiza Radulowa
Fotos: Gemeinde Kasanlak, bulgariatravel.org, kazanlakmuseum.com, BGNES, BTAAm 4. Januar jährt sich zum 147. Mal die Befreiung Sofias, der späteren Hauptstadt Bulgariens, von der osmanischen Herrschaft (1878). Die Kämpfe um Sofia im Russisch-Türkischen Krieg (1877-1878) begannen am 25. Dezember 1877. Am 3...
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