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Ilija Trojanows "Macht und Widerstand" nun auch auf Bulgarisch

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Foto: Archiv

"Macht und Widerstand", der neueste Roman von Ilija Trojanow, der für den Deutschen Buchpreis 2015 nominiert wurde, ist vor kurzem auch in bulgarischer Sprache erschienen.

Der deutschsprachige Schriftsteller Ilija Trojanow verfolgt seit vielen Jahren die Geschichte und Geschicke seines Heimatlandes Bulgarien, das er als kleines Kind mit seiner Familie verlassen hat. Über 20 Jahre dauerte es, bis er "Macht und Widerstand" schreiben konnte. Dahinter stecken jahrelange Recherchen und Gespräche mit Zeitzeugen, die Einsicht originaler Dokumente der bulgarischen Staatssicherheit. Der politische Roman sucht nach der Wahrheit über die andauernden Seilschaften und Bündnissen. Der Autor ist überzeugt, dass die große gesellschaftliche Krise in Osteuropa auf die Tabuisierung der kommunistischen Verbrechen zurückzuführen sei.

СнимкаFarbe zu bekennen und die Folgen daraus lassen einen Gegner des kommunistischen Regimes und einen ranghohen Offizier der Stasi in einem Zweikampf aufeinander treffen, der allem Anschein nach längst begraben zu sein scheint. Doch, dieser Zweikampf geht heute noch weiter. Im jüngsten Roman des bulgarischstämmigen Schriftstellers Ilija Trojanow "Macht und Widerstand" begibt sich der Leser auf eine Zeitreise in die nahe Vergangenheit, die unser Leben immer noch bestimmt. Das knapp 500 Seiten starke Buch handelt – kurz gesagt – vom ewigen Kampf zwischen Gut und Böse.

"Die Opfer des kommunistischen Regimes werden nicht als solche aufgefasst, sondern eher als Kämpfer, die ihren Kampf verloren haben, auch wenn sie im Namen der Moral, der Ethik und des Freiheitsideals in diesen Kampf gezogen sind", sagt der in Deutschland lebende Romanautor Ilija Trojanow. "Auf der anderen Seite stehen ihre Peiniger, die sich gar nicht als Henker verstehen. Ganz im Gegenteil – sie haben ein volles Programm zusammengestellt, um zu erklären, wie notwendig ihre Arbeit gewesen ist. Es ist aber außerordentlich wichtig zu wissen, dass die Regimekritiker nicht hilflos waren, denn bis heute leben wir mit der Auffassung, dass sie in einer Diktatur keine Chance haben. Dabei war eben die innere Überzeugungskraft und Bereitschaft, für die Ideen mit dem Leben zu bezahlen, die echte Gefahr für das kommunistische Regime", analysiert Trojanow.

Konstantin und Metodi verbindet eine tiefe Gegnerschaft, deren Wege sich seit der Kindheit immer wieder kreuzen. Kontanstin ist Widerstandskämpfer, der schon als Schüler der Staatssicherheit auffällt und ihrem Griff nicht mehr entkommt. Metodi ist ein Offizier der Stasi und Karrierist, der bis in die heutige Zeit scheinbar auf der Gewinnerseite steht.

"Viele Opfer des kommunistischen Regimes, die jahrelang hinter Gittern verbracht haben, haben zur Romanfigur des Widerstandskämpfers Konstantin beigetragen", erzählt der Buchautor Ilija Trojanow. "Sein Widersacher Metodi, der auch nach der Wende zur obersten Etage der früheren KP gehört, ist ebenfalls ein Sammelbild von realen Menschen, die ich persönlich getroffen oder deren Memoiren gelesen habe. Eine traurige Tatsache ist, dass es im heutigen Bulgarien zahlreiche Memoiren von hochrangigen Stasi-Offizieren und Kadern der kommunistischen Partei gibt, die in großen, angesehenen Verlagshäusern erschienen sind. Erinnerungen der Opfer aus den Lagern des Regimes gibt es aber kaum", resigniert Trojanow.

Der Schriftsteller geht sogar weiter und schließt nicht aus, dass eines Tages in den Geschichtsbüchern steht, der Diktator Schiwkow sei ein gerechter Staatsmann gewesen. Denn die politische Elite Bulgariens habe darauf verzichtet, die kommunistische Vergangenheit aufzuarbeiten und darüber den nachfolgenden Generationen zu erzählen. Daher glaubt der Romanautor, dass ein Werk auch einen historischen Beitrag leistet. "Ich habe historische Tatsachen aufgearbeitet, um eine 50jährige Geschichte vom Kommunismus und Postkommunismus zu erzählen und zu zeigen, wie die Geschehnisse vor und nach der Wende miteinander verflochten sind", sagt Ilija Trojanow, und weiter:

"Dort in Osteuropa, wo man sich mit der Vergangenheit kritisch auseinander gesetzt hat, gibt es heute die wenigsten oligarchischen Mafiastrukturen", behauptet der Romanautor. "Die Gesellschaften, die sich mit der jüngsten Geschichte befasst und das kommunistische Regime aufgearbeitet haben, sind freier und gerechter. Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen. Das gilt auch für Bulgarien", sagt abschließend Ilija Trojanow.

Deutsche Fassung: Vessela Vladkova



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