Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Premiere des Buches „Das korrupte Bulgarien“

Foto: Archiv

Heute Abend wird ein recht interessantes Buch dem breiten Publikum vorgestellt. Der Titel sagt alles: "Das korrupte Bulgarien". Dazu noch handelt es sich um das erste Band einer Trilogie. Hinter diesem Recherchewerk stehen der bekannte bulgarische Investigativjournalist Hristo Hristow und der Dichter und Antikommunist Edwin Sugarew. Beide haben sich schon längst auf die Erforschung der Stasi-Archive in Bulgarien spezialisiert und haben ein Buch verfasst, das sich auf Originaldokumente der ehemaligen Staatssicherheit stützt.

"Es handelt sich um ein sehr umfangreiches Projekt, das in die Tiefe geht", kommentierte der Historiker Momtschil Metodiew für den Bulgarischen Rundfunk. "Eine der Thesen der beiden Autoren, die mich besonders beeindruckt hat, ist, dass die Korruption kein Produkt der Nachwendezeit ist, sondern bereits in den Jahren des Kommunismus in Bulgarien weit verbreitet war", führt der Historiker weiter aus. "Der Grundstein wurde bereits vor der Wende gelegt und nach 1989 nur noch ausgebaut, um sich in ein Monstrum zu verwandeln. Die Studie ist umfangreich und beeindruckend. Einige der Originaldokumente sind im Buch enthalten, andere sind auf einer Webseite zusammengefasst, so dass jeder sich darin vertiefen kann", sagt Momtschil Metodiew.

Der erste Band der Trilogie befasst sich mit der Zeit seit der Gründung der Stasi-Firmen vor der Wende, meistens mit Sitz in Westeuropa, bis zum Bankenkrach 1996 und der Hyperinflation, die Bulgarien in die erste große Wirtschafts- und Finanzkrise nach der Wende gestürzt haben. In Bulgarien ist eine Überzeugung weit verbreitet, die Stasi habe nach der Wende ausgewählten Vertrauten den Startkapital für ihre Unternehmen die in Koffern gegeben. Beide Autoren behaupten und unterlegen ihre Behauptung mit Dokumenten, dass dies tatsächlich der Wahrheit entspricht. Man dürfe sich darunter laut Momtschil Metodiew keine Koffer mit Geldscheinen vorstellen. "Viel mehr handelt es sich um Boni und Präferenzen, die andere Spieler auf dem heimischen Markt nicht hatten", sagt Metodiew, der das Vorwort zur Trilogie verfasst hat. Die "Auserwählten", die diese lukrative Finanzierung bekamen, gehörten der politischen Elite der kommunistischen Partei und der Stasi an. Die Autoren untersuchen alle großen Affären aus dieser Zeit. Erinnert sei an die Agentur für ausländische Hilfe und an die bulgarischen Auslandsschulden, die ungeklärt in Vergessenheit geraten sind. Im ersten Band der Trilogie "Das korrupte Bulgarien" werden auch die dunklen Jahre der organisierten Kriminalität und des Gangsterkriegs auf Bulgariens Straßen behandelt.

Zusammengefasst von: Vessela Vladkova



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Der traditionelle Journalismus in Bulgarien hat kein eigenes Jugendpublikum

Laut einer Studie des Nationalen Statistikamtes (NSI) für das Jahr 2023 verfügen über 88 Prozent der Haushalte in Bulgarien über einen dauerhaften Zugang zum Internet. Die meisten Nutzer nutzen das Internet täglich aktiv, über 95 Prozent von ihnen sind..

veröffentlicht am 24.04.24 um 10:35

Werden autistische Kinder in Bulgarien stigmatisiert?

Auf der ganzen Welt nehmen Autismus-Spektrum-Störungen exponentiell zu. Bulgarien ist in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Während vor mehr als einem Jahrzehnt bei einem von 10.000 Kindern weltweit Autismus diagnostiziert wurde, ist heute im..

veröffentlicht am 23.04.24 um 11:05

Tag der offenen Tür in der Fakultät für Physik an der Sofioter Universität

Unterhaltsame Experimente aus allen Bereichen der Physik, Demonstrationen von Methoden für die Suche nach neuen Welten im Weltraum, die notwendigen Bedingungen, um einen Planeten als "Zwilling der Erde" zu bezeichnen, ein Treffen mit den bulgarischen..

veröffentlicht am 20.04.24 um 09:20