Die fünfhundertjährige osmanische Fremdherrschaft auf dem Balkan hat sowohl in einigen unserer Bräuche und Gepflogenheiten ihre Spuren hinterlassen als auch in der Architektur in Stadt und Land. Viele Kirchen wurden zu Moscheen umgewandelt, das Gegenteil war nur selten der Fall. Ein Beispiel dafür ist die Siebenheiligenkirche in Sofia, die bis 1900 eine Moschee war. Bekannt ist sie auch als Schwarze Moschee, da ihr Minarett aus schwarzem Granit aus dem Witoscha-Gebirge erbaut wurde.
Zu den christlichen Sakralbauten mit muslimischen Zügen gehört auch die Himmelfahrtskirche im Dorf Uzundschowo bei Haskowo. Ihre Geschichte ist jedoch noch nicht endgültig geklärt. Dafür ranken um so mehr Sagen um dieses Gotteshaus. Eine erzählt, dass die Dorfkirche um 1593 zerstört und an ihrer Stelle eine Moschee errichtet wurde. Sie gehörte zu einer großen Anlage, in der die Reisenden Rast machten. Interessant ist, dass diese Moschee nicht wie üblich nach Süden gen Mekka ausgerichtet ist, sondern nach Südosten. Deshalb geht man davon aus, dass ihr Baumeister ein Christ war, der hoffte, dass das Dorf eines Tages wieder frei sein wird. Auch baute er die Moschee so, dass sie problemlos in eine Kirche umgestaltet werden konnte.
Weitere Einzelheiten über die Geschichte dieses Orts erfahren wir von Rositza Paskowa, die in der Kirche arbeitet.
"In der Antike gab es hier eine Kirche, die jedoch in der Folgezeit von den osmanischen Türken zerstört wurde. Im Zuge des im Dorfe abgehaltenen Jahrmarkts wurde eine Karawanserei mit Moschee errichtet. 1890 gab es keinen einzigen Muslim mehr im Dorf. Die Moschee stand leer, die Christen dagegen hatten keine Kirche. 1900 erhielt das Dorf diesen Besitz vom Staat zurück. Interessant ist die Tatsache, dass ein Erlass der türkischen Regierung den Umbau der Moschee in eine Kirche erlaubt, was 1906 erfolgte. Die einzigen architektonischen Veränderungen sind der Rückbau des Minaretts und der Anbau eines Altars. 2007 wurde die Kirche vollständig restauriert. An den Wänden gab es keinen Platz für Fresken, weswegen man auf Glasmalerei zurückgriff."
Die Ikonenwand von Darin Boschkow stellt als weltweit einzige die Galgoliza dar. Sie ist neun Meter hoch und vierzehn Meter breit. Der Schnitzmeister wollte damit veranschaulichen, dass Gottes Wort namentlich mittels der Glagolitischen Schrift ins Bulgarische übertragen wurde. Bei genauerem Betrachten entdeckte er in der Kirche eine ältere Ikonenwand von 1913-1914. In Achtung vor ihren Schöpfern erhielt er diverse Elemente und baute sie fließend in die Ikonostase ein. Zudem kann sich die Akustik der Kirche hören lassen. Sie resultiert aus der glockenähnlichen Form des Raumes.
Auch der Name des Gotteshauses wurde ganz bewusst gewählt. Denn - in Haskowo und Umgebung genießt die Jungfrau Maria besonderes Ansehen. Die Stadt begeht am 8. September ihren Festtag - wenn die orthodoxe Kirche Mariä Geburt feiert. Darüber hinaus steht hier seit 2003 eine 31 Meter hohe Gottesmutterstatue, die zu den höchsten der Welt zählt. Mit diesen Besucherstätten und dem Thraker-Grabmal in Alexandrowo etabliert sich Haskowo zunehmend als beliebtes Reiseziel für Pilger.
Übersetzung: Christine Christov
Fotos: Joan Kolev
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