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Das Tschekotin-Kloster des hl. Erzengels Michael

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Bulgarien ist mit zahlreichen Klöstern übersät. Einige haben ihre ganze Pracht aus der Vergangenheit bewahrt, an andere erinnern nur noch Ruinen. Diese heiligen Gemäuer waren Stützen und Hüter des Bulgarentums, Zufluchtsort für Revolutionäre sowie Bastionen des Glaubens, des Schrifttums und der Geistigkeit. In einsamen Naturlandschaften gelegen, sind sie heute eine beliebte Besucherstätte für Touristen.

Eine dieser Anlagen ist das nur wenig bekannte Tschekotin-Kloster des hl. Erzengels Michael, das mit seinem ansprechenden Erscheinungsbild überrascht. Im Schoße des Vorbalkanlands erheben sich die heiligen Gemäuer terrassenförmig über dem Malak-Iskar-Fluss. Das Kloster wurde Ende 12.-Anfang 13. Jahrhundert unter der Assen-Dynastie gegründet, erzählt der Priestermönch Mihail und weiter:

Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Kloster 1646 in einem Psalter, in dem ein gewisser Kalinik vermutlich aus dem Warowitetz-Kloster die Wiederherstellung des Tschekotin-Klosters vermerkt hat. Oberhalb des Klosters gab es eine Burg mit soliden Wehrmauern, einer Felskirche und Kellergeschoss. Ausgangs des 14. Jahrhunderts werden Burg und Festung von den Türken zerstört. In der Folgezeit wird das Kloster von Mönchen aus der Mönchsrepublik Athos wiederaufgebaut. Wie von Kalinik beschrieben, war dies ein Ort des bulgarischen Wortes und Schrifttums. Hier wurden Bücher abgeschrieben, es gab selbstverständlich nur  ein bescheidenes Schrifttum. Im 17./18.  Jahrhundert wird das Kloster von Kardschali-Banden ausgeraubt und zerstört, mit Ausnahme der Kirche. Ende 18.-Anfang 19. Jahrhundert kommen Bulgaren auf der Suche nach einem abgelegenen Ort in die Gegend. Anfänglich deutet nichts auf die einstige Existenz eines Klosters hin. Dann stoßen sie auf die Kirche, begraben unter Steinen und Erdreich, vermutlich zu ihrem Schutz. Die Kirche wird wiederhergestellt und mit Ikonen und einer Ikonenwand ausgestattet.

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Die Klöster waren stets Wiege und Hüter des Bulgarentums, Zentren der Kultur und Aufklärung. Wie ist das Tschekotin-Kloster in diesem Zusammenhang einzuordnen, wollen wir weiter von Priestermönch Mihail wissen.

Im Kloster schrieb man Bücher ab, vor allem Kirchenbücher. In unserem Kloster wurden sehr viele Bände aufbewahrt. Nach 1944 wurde ein Großteil von ihnen Museen übergeben. Leider wurde der historische Altbau des Klosters 1991 von einem Feuer heimgesucht, bei dem auch ein Großteil der Bibliothek verloren ging. Der Überlieferung nach wurden viele Bücher im Zuge des Etropole-Klosters Warowitetz abgeschrieben, das als Literaturschule galt.“

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1991 erhielt das Kloster sein heutiges Erscheinungsbild. Das dreistöckige Gebäude erinnert an die bulgarische Wiedergeburtsarchitektur. Jeder Besucher darf es sich auf einer der großen überdachten Terrassen – auch Tschardak genannt – bequem machen und die Stille genießen, die nur durch das Rauschen des Flusses unterbrochen wird. Die zahlreichen Blumenornamente an den Wänden versetzen den Besucher in jene Zeit zurück, in der man das Kloster gerade wieder aufgebaut hatte. Die Heilquelle (bul. Ajazmo) auf dem Klosterhof wird Zar Iwan Schischman zugeschrieben. Die dazugehörende Gedenkplatte ist leider abhanden gekommen. Die Klöster seien stets an wasserreichen Orten gebaut worden, erklärt der Klosterabt. Ajazmo komme aus dem Griechischen und stehe für Segen und Wohltat, d.h., wo es Wasser gibt, gibt es Leben. Inmitten des Klosterhofes erhebt sich die Erzengel-Michael-Kirche aus dem 12. Jahrhundert.

Die Kirche ist eine Dreikonchen-Basilika. Die Vorhalle wurde 1841 angebaut“, erzählt der Priestermönch Mihail. „Der Überlieferung nach entstand das Atrium aus Mauerwerk irgendwann im 15. Jahrhundert. In der Vergangenheit hatte die Kirche ein Steindach, dessen Instandhaltung jedoch sehr schwierig ist. Kürzlich haben wir die Fresken und die Kirche restauriert, da sie in sehr schlechtem Zustand waren.“

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Die Fresken wurden wahrscheinlich eingangs des 19. Jahrhunderts von Dimitar Zograf und Joan Ikonopisetz aus der Samokower Schuler gemalt“, erzählt der Klosterabt weiter. „Die Holzschnitzereien stammen aus der Trjawna-Schule, in etwa aus der gleichen Zeit. Eine Ikone des hl. Mina wurde später von Hadji Iwantscho aus Gabrowo gemalt. Trotz fehlender Urkunden wissen wir, dass es sich dabei um eine wundertätige Ikone handelt.

Seit 1987 steht das Tschekotin-Kloster unter Denkmalschutz. Auf ihrer Suche nach Hügelgräbern der Thraker in der Gegend seien die Archäologen Daniela Agre und der bereits verstorbene Georgi Kitow auf das Kloster gestoßen und hätten es umgehend beim Landesinstitut für Denkmalschutz eintragen lassen, erzählt der Klosterabt abschließend.

Übersetzung: Christine Christov

Fotos: Swetlana Dimitrowa



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