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Ausführungen Putins über slawisches Schrifttum vereint Politiker Bulgariens

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Foto: EPA/BGNES

Genau am 24. Mai, dem Tag der bulgarischen Bildung und Kultur und des slawischen Schrifttums, wurden in Bulgarien die Worte des russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin bekannt, die er in Moskau im Gespräch mit seinem mazedonischen Amtskollegen Gjorge Ivanov äußerte. Putin meinte dem Gast gegenüber, dass das slawische Schrifttums vom mazedonischen Boden aus nach Russland gekommen sei. Diese Nachricht erschien den Bulgaren derart unglaubwürdig, dass sich selbst ein bekannter Historiker zu Wort meldete und sie als Falschmeldung abstempelte, die einen internationalen Skandal entfachen soll. Die bulgarische Außenministerin Ekaterina Sachariewa erinnerte daran, dass die Schaffung des slawischen Schrifttums auf den Willen hin und unter Beteiligung des bulgarischen Staates geschehen ist. Vor fünf Jahren hatte der Patriarch Moskaus und ganz Russlands Kyrill geäußert, dass die Schriftkultur „Dank der Bulgaren nach Russland gekommen“ sei.

Vor dem russischen Botschafter in Sofia kommentierte der Premierminister Bojko Borissow, dass solche Meinungsäußerungen am 24. Mai, der in Bulgarien als offizieller Feiertag begangen wird, verständlicher Weise scharfe Reaktionen hervorrufen. Es fällt jedoch auf, dass die Reaktionen nicht nur scharf, sondern auch politisch und überraschend einmütig ausfielen. Laut der Vorsitzenden des außenpolitischen Ausschusses am Parlament und Abgeordnete der GERB-Partei, Dschema Grosdanowa, seien die Worte Putins über das slawische Schrifttum Teil einer kontinuierlichen Politik der Russischen Föderation gegenüber den Ländern des Westbalkanraums. Diese Politik ziele laut Grosdanowa darauf ab, die Westbalkanstaaten von ihrer angestrebten Mitgliedschaft in europäische Strukturen abzubringen. Der für seine Sympathien gegenüber Russland bekannte Kovorsitzende der Koalition „Vereinte Patrioten“, Wolen Siderow, meinte sarkastisch, dass man in Russland offensichtlich Fortschritte verzeichne, da man früher den Kinder dort beibrachte, dass das Kyrillische Alphabet von Lenin erdacht worden sei. Nun komme halt der mazedonische Boden in Frage. Scharf reagierte auch die Vorsitzende der Bulgarischen Sozialistischen Partei Kornelia Ninowa. Obwohl sie zu den eingefleischten Gegnern von Premierminister Borissow gehört, pflichtete sie ihm bei, dass eine solche Haltung Moskaus unannehmbar sei und stufte die Reaktion der Regierung als „gemäßigt und adäquat“ ein.

Anders fällt jedoch die Einschätzung des russischen Außenministeriums aus, deren Sprecherin Maria Sacharowa vor TASS kommentierte, dass die Welle der Kritik in Bulgarien auf eine falsche Auslegung der Worte von Präsident Wladimir Putin basiere. Putin habe die Worte „mazedonischer Boden“ lediglich als geographische Bezeichnung aus der Zeit des Römischen Resches verwendet. Diese Interpretation erklärt jedoch nicht, warum Putin nicht auch für Russland die historische Bezeichnung aus der Geschichte verwendet. Laut dem bulgarischen Historiker hätte der Kreml-Chef entsprechend „Kiewer Rus“ (heute Ukraine), anstatt Russland sagen müssen. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa stufte die Reaktion in Bulgarien als „künstlich aufgebauschten Skandal“ ein, der Spannungen in den russisch-bulgarischen Beziehungen verursachen könne. Ob das eintritt, wird sich demnächst herausstellen. Laut dem bulgarischen Staatspräsidenten Rumen Radew, könne unter den slawischen Völkern nur dann Einigkeit herrschen, wenn sie die Geschichte achten. Ihre Verwendung als Faustpfand in der Politik führe nicht immer zum gewünschten Ergebnis.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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