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Thrakien besingt das Ende der Weizenernte

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Foto: Archiv

Alljährlich wird Ende Juli in einer der fruchtbarsten Regionen Bulgariens – Thrakien, der Ausgang der Weizenernte mit einem großen Fest begangen, das dem Brot und der Fruchtbarkeit gewidmet ist. Der Volksmund sagt in Bulgarien, dass keiner größer ist als das Brot. Diese Weisheit hat sich in ein Motto des Festes verwandelt, das im Dorf Streltzi von Hunderten Bewohnern und Gästen gefeiert wird, die damit ihre Achtung den Menschen bekunden, die die schwere Erntearbeit vollbringen.

Jeder weiß, dass bevor ein Brot gebacken und ein Tisch gedeckt werden kann, die Arbeit vieler Menschen von Nöten ist. In den Dörfern sagt man, dass jeder, der sich selbst achtet, Achtung vor dem Brot haben muss. Seit jeher wird das Brot als eine „Gabe Gottes“ bezeichnet, denn vom Ausgang der Ernte hing das weitere Leben der Menschen das Jahr über ab. Für unsere Vorfahren war das Brot nicht einzig ein unentbehrliches Nahrungsmittel, sondern auch Symbol des Lebens, des Wohlergehens und des Erfolgs. Den Bulgaren war und ist das Brot heilig. Bis heute werden Gäste nach alter Tradition mit Brot und Salz empfangen, das auch in etlichen anderen Bräuchen eine wichtige Rolle spielt. „So ist es und so wird es sein“, sagen die Bauern aus Streltzi, die sich mit Freude auf das diesjährige Erntefest vorbereiten, das für den 30. Juli geplant ist.

Eine Einladung zur Teilnahme hat bereits die Folklore-Gesangsgruppe „Srednogorka“ des Kulturhauses „Vater Paisii“ der nahgelegenen Stadt Bresowo erhalten. Es ist eine Gruppe, die ausschließlich aus Laienkünstlern besteht, jedoch überaus populär und erfolgreich ist und bereits etliche ansehnliche Preise errungen hat. Die Teilnehmer am Brot-Fest in Streltzi werden in den Genuss ihrer Interpretationen kommen.

Stojanka Puchlewa, Georgi Nedeltschew und Petka Schekowa. Foto: Gergana Mantschewa

Für gewöhnlich werden die Erntelieder von Frauen gesungen, weil einst die Frauen ernteten, während die Männer das Getreide zu Garben bündelten“, erzählte uns Stojanka Puchlewa von der Gesangsgruppe aus Bresowo. „Ich bin von Anfang an in der Gesangsgruppe mit dabei. Nach der Wende haben wir für einige Jahre unsere Tätigkeit eingestellt, doch seit 10 Jahren sind wir wieder zusammen, natürlich auch mit einer Reihe neuer Sängerinnen. In unserem Repertoire haben wir verschiedene Lieder aus Thrakien und den Rhodopen, wie auch aus Nordbulgarien und der Dobrudscha. Zu unserer Gemeinde gehören 16 kleinere Ortschaften und eine jede begeht ihr Dorffest, auf dem wir immer mit dabei sind. Natürlich singen wir in unserer Stadt auch zu allen Festen, sei es das Stadtfest, oder das Rosenfest. In der Region gibt es etliche bedeutende Stätten, an denen verschiedene Feiern organisiert werden, an denen wir uns ebenfalls immer beteiligen. Meiner Ansicht nach haben solche Gesangsgruppen, wie die unsere, Zukunft, weil es immer wieder junge Menschen gibt, die wie ihre Vorfahren singen möchten. Es fehlen uns einzig die Mittel, uns an entfernteren Orten vorzustellen und an verschiedenen Folklore-Festivals im In- und Ausland teilzunehmen. In Bresowo haben wir auch eine sehr gute Jugend-Folklore-Tanztruppe. In ihr machen etwa 50 Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren mit, die mit großer Freude Volkstänze erlernen.

Unsere Gesangsgruppe besitzt eigentlich keinen Leiter. Wir suchen uns die Lieder selbst aus und singen nach Gehör und ohne Dirigenten“, erzählt ihrerseits Petka Schekowa, die ebenfalls in der Folklore-Gesangsgruppe „Srednogorka“ singt. „Wir treten in alten Trachten auf, die uns unser Kulturhaus zur Verfügung gestellt hat und die wir entsprechend pflegen. Ich liebe unsere alten Lieder und ich singe sie auch, wenn ich zu Hause oder auf dem Hof irgend einer Arbeit nachgehe. Wir haben wirklich sehr schöne Feste und Lieder; leider gibt es in unserer Stadt aber keine Arbeit für die jungen Menschen. Früher hatte Bresowo um die 15.000 Einwohner, heute sind es nur noch 6.000 und mit jedem Jahr werden es immer weniger.

Georgi Nedeltschew ist 72 Jahre alt und hat davon 32 Jahre damit zugebracht, ganz Bulgarien als Musiker eines Volksmusikorchesters zu durchreisen. Nunmehr begleitet er mit Herz und Seele die Auftritte der Gesangsgruppe „Srednogorka“.

Meine Frau fragt mich oft, ob mir die Volksmusik nicht langweilig geworden ist. Ich antworte ihr stets, dass dort, wo die Worte aufhören, die Musik beginnt“, sagte uns der Volksmusiker. „Die Volksmusik wird mich immer in ihren Bann ziehen. Weder Kälte noch Hitze machen uns etwas aus. Auch in der jetzigen Hitzewelle, die wie der Volksmund sagt „Holz und Stein zerspringen lässt“, singen und spielen wir hier für die Menschen in der Plowdiwer Region.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow



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