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Familiengeschichte hüten und in Gesamtgeschichte einordnen

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Die Geschichte eines jeden Landes ist überaus reich und immer wieder kommen neue interessante Tatsachen ans Licht, die über Jahrzehnte und länger von verschiedenen Familien bewahrt und weitergegeben wurden und werden. In Bulgarien weiß fast jede Familie interessante Dinge aus der Vergangenheit zu berichten, doch meist weiß davon nur ein kleiner Freundes- und Bekanntenkreis. Die Plattform „Meine bulgarische Geschichte“ macht es nun möglich, solche Einzelheiten zu popularisieren. Es soll auch an solche Persönlichkeiten aufmerksam gemacht werden, die eine wichtige Rolle in der Geschichte gespielt haben, dennoch aber in Vergessenheit versunken sind.

Ideenväter des Projekts sind Stefan Kitschew und Angel Slatkow. Sie haben zu verschiedenen Themen eine Reihe von Veröffentlichungen, in denen sie beispielsweise über die Rolle der Frauen in der bulgarischen Geschichte erzählen, oder an einzelne Persönlichkeiten erinnern, die Entscheidendes geleistet haben – von der Neugründung des Landes 1878 bis heute.

Stefan Kitschew und Angel Slatkow / Foto: Privatarchiv

Die Menschen müssen begreifen, dass die Geschichte vielschichtig ist und wir nicht einfach einen Menschen wegen seiner Einstellung und der von ihm getroffenen Wahl verurteilen dürfen“, erzählt Angel Slatkow. „Ich visiere damit vor allem die allgemeine negative Haltung gegenüber den Auslandsbulgaren, die zu einem bestimmten Augenblick der Heimat den Rücken gekehrt haben. Oft war diese Entscheidung nicht einfach und sie fühlten sich dazu gezwungen. Viele von ihnen haben auch erst im Ausland ihr Potential entfalten können.

Man sollte die Menschen nicht nach ihrer Wahl beurteilen. Jeder Mensch begeht Fehler, verzeichnet aber auch Erfolge und beide Dinge haben ihren Sinn. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Geschichte zu kennen, um auch die Lücken in ihr zu schließen. Es ist für die Öffentlichkeit nicht von Vorteil, einige Themen zu verschweigen oder herunterzuspielen. Man muss an die Geschichte so objektiv wie möglich herangehen und nicht nur die ruhmreichen Siege der Vergangenheit in den Vordergrund rücken. Laut Angel Slatkow suche aber jedes Land in seiner Geschichte gerade dort einen Ansatzpunkt, um den Nationalstolz zu schüren und das Selbstwertgefühl der einfachen Menschen zu heben.

Aus diesem Grund lenkt man in Bulgarien die Aufmerksamkeit auf das Mittelalter, als das Bulgarische Reich zu den bedeutendsten in Europa gehörte. Die bulgarischen Herrscher übten einen großen Einfluss auf den Alten Kontinent aus. Die Bulgaren sind zu Recht stolz auf ihre alte Geschichte. Die Geschichte der Neuzeit wirft ihrerseits viel mehr Fragen auf und sorgt für Kontroversen und Diskussionen. Es gibt viele Menschen, die persönlich einen entscheidenden Beitrag geleistet und verschiedene Ereignisse maßgeblich beeinflusst haben. Nehmen wir zum Beispiel den sogenannten Volksgerichtshof, den Septemberaufstand, den Bombenanschlag in der Hl.-Nedelja-Kirche und die Konzentrationslager. Diese Geschichte ist immer noch nicht bewältigt, weil sie emotionsgeladen ist“, sagte abschließend Angel Slatkow.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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