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Waltscho Iwanow: „Die Maler geben unsere Folklore mit dem Pinsel wieder – wir Sänger machen es mit unseren Liedern“

Foto: Privatarchiv

Waltscho Iwanow ist ein Volksliedsänger der bulgarischen Folkloreregion Thrakien. Bereits mit 15 machte er mit seinen Interpretationen auf sich aufmerksam. Seitdem gehört er zu den geachtetsten Volksliedsängern Bulgariens. Seine Fans bezeichnen seine Lieder als „Balsam für die Seele“ und seine Kollegen meinen, er besitze eine „goldene Stimme“, er sei die „lebendige Legende des thrakischen Liedes“.

Waltscho Iwanow wurde im Dorf Thrakia, 30 Kilometer von der mittelbulgarischen Stadt Stara Sagora entfernt, geboren. Bereits als Kind hatten es ihm die Volkslieder angetan, die zu den Spinnstubenabenden gesungen wurden. Er begann sie nachzusingen und erweiterte ständig sein Repertoire. „Ich fühlte, dass wenn ich so weitermache, mich das Lied auf einen andern Weg bringen werde, der sich von dem der anderen Bauern unterscheidet“, erinnert sich der Volksliedsänger. Das Schicksal reichte ihm die Hand – er lernte die Volksliedsängerin und Musikredakteurin am Radio Stara Sagora, Petkana Sachariewa, kennen. Sie gab ihm Mut, den einmal eingeschlagenen Weg fortzusetzen. 1963 machte er auf ihre Empfehlung hin erste Aufnahmen im Radio Stara Sagora. Es folgten weitere Aufnahmen bei Radio Plowdiw und schließlich am Bulgarischen Nationalen Rundfunk in Sofia. Unser Tonarchiv besitzt mehr als 150 seiner Lieder, die als Muster für die Interpretation der Lieder Thrakiens gelten.

Viele Erfahrungen sammelte Waltscho Iwanow als Solist des Ensembles in Dimitrowgrad und der Folkloregruppe „Blühendes Thrakien“ in Haskowo. Vor allem seine gemeinsamen Auftritte mit bekannten Instrumentalgruppen verwandelten sich für den Sänger und das Publikum gleichermaßen in ein Erlebnis. Waltscho Iwanow ist auch mit seinem überaus ausgeglichenen und entgegenkommenden Charakter bekannt. Oft hilft er jungen Kollegen bei der Erlernung von Liedern Thrakiens, die er selbst interpretiert. Er meint: „Meine Lieder müssen gesungen werden!

СнимкаIn diesem Jahr gab der Verleger und Moderator von Folkloresendungen bei Radio Plowdiw, Nikolaj Tschapanski, ein Buch heraus, das Erinnerungen aus dem Leben und Schaffen von Waltscho Iwanow sowie Erzählungen von Sängerkollegen und Fans über seinen Beitrag für die traditionelle Musik Bulgariens enthält. Beigefügt sind Texte und Noten der Lieblingslieder des Sängers.

Anlässlich des 70.Geburtstages und des 50jährigen Bühnenjubiläums von Waltscho Iwanow haben wir die schönsten Lieder in ein Gesangsbuch aufgenommen“, erzählt Nikolaj Tschapanski. „Die Idee dazu gab uns ein Fan seiner Interpretationen, der sich überhaupt mit dem Schaffen der Folklorekünstler Bulgariens auseinandersetzt. Auch ich bin der Ansicht, dass die Leistungen von Waltscho Iwanow, die in der heutigen recht dynamischen Zeit ein wenig ins Hintertreffen geraten sind, popularisiert werden müssen. Zum ersten Mal traf ich den Sänger vor 20 Jahren, als ich ihn zu einer meiner Volksmusiksendungen eingeladen hatte. Das habe ich immer so gehandhabt – ich stelle nicht nur die Lieder, sondern auch ihre Interpreten in einem Gespräch vor. Bei der Zusammenstellung des Buches über ihn, stellte er mir unheimlich viel Material zur Verfügung. Als in seinem Heimatdorf ein Dokumentarfilm über ihn gedreht wurde, sah ich, wie feierlich der Sänger dort empfangen wurde. Da fragte man mich, ob ich für „ihren Waltscho“, wie sie ihn liebevoll nennen, nicht auch etwas tun will. Ich begann daraufhin in Archiven zu wühlen und interessante Dinge aus seinem Leben zusammenzutragen. Zu seinem 70. wünsche ich ihm, er solle das Singen nicht sein lassen, denn seine Lieder beflügeln nicht nur die Zuhörer, sondern auch ihn selbst. Ruhm hat er genügend angehäuft. Früher kämpften die Sänger um die Gunst des Publikums, das nur schwer den Titel „Volkssänger“ verlieh. Die Sänger mussten erst Anerkennung finden. Waltscho Iwanow hat weder eine Musikschule, noch eine Musikakademie besucht, und dennoch hat er so viele schöne Lieder wiederentdeckt, die nun die jüngeren Folkloreinterpreten nachsingen. Und das ist vielleicht das Wertvollste.“

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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