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Internationale Zusammenarbeit gegen Menschenhandel notwendig

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Foto: Joan Kolev

Die bulgarische Hauptstadt Sofia war Gastgeber eines internationalen Forums, das einem der prägnantesten Probleme im Weltmaßstab gewidmet war – den Menschenhandel. Organisatoren des Forums waren die Nationale Kommission für den Kampf gegen den Menschenhandel und die Hanns-Seidel-Stiftung, unterstützt von der britischen Botschaft in Sofia.

Unter den Prioritäten der bulgarischen EU-Ratspräsidentschaft ist der Kampf gegen diese Erscheinung. „Um ihn effektiv führen zu können, ist eine engere Zusammenarbeit mit den Ländern des Westbalkanraums vorgesehen“, äußerte der stellvertretende bulgarische Außenminister Yuri Sterk und setzte fort:

Der Menschenhandel gehört zu den schwersten Verbrechen gegen die Persönlichkeit und Würde eines Menschen. Neben dem Schmuggel von Waffen und Drogen ist er eine der ertragreichsten Formen organisierten Verbrechens zu einem enormen wirtschaftlichen und sozialen Preis. Aufgrund des grenzüberschreitenden Charakters dieser Verbrechensart, kann kein Land allein damit fertig werden. Notwendig sind ein gemeinsames Herangehen und ein intensiver Informationsaustausch, um auch die Hintermänner zu fassen.

Das Profil der Opfer des Menschenhandels ist breit gefächert, so dass niemand davor sicher ist. Dennoch gibt es ganz bestimmte Zielgruppen. Wie man in die Falle der Menschenhändler geraten kann, erklärt Kamelia Dimitrowa von der Nationalen Kommission für den Kampf gegen den Menschenhandel:

Das Anködern der Opfer geschieht immer öfter online. Die Menschenhändler locken mit vielversprechender Werbung und internationalen Agenturen. Sie suchen sich aber auch gezielt User in den Chatrooms und den populärsten sozialen Netzen aus. Die Opfer von Zwangsarbeit beispielsweise werden durch lukrative Arbeitsangebote angelockt. Übers Internet werden aber auch die Opfer erpresst. Das Netz erleichtert die direkte Ausbeutung und ermöglicht neue Formen der Ausbeutung.

Laut der britischen Botschafterin in Bulgarien Emma Hopkins hinterlassen die Menschenhändler und ihre Opfer Spuren im Internet, denen man folgen müsse, um die Verbrechen aufzuklären. Wichtig sei, die Zusammenarbeit zwischen den Untersuchungsbehörden und der Öffentlichkeit im Kampf gegen dieses Problem zu vertiefen. Notwendig sei in dieser Beziehung eine breitangelegte und ernstzunehmende Informationskampagne, die die Menschen mit den Risiken bei der Arbeitsbeschaffung per Internet vertraut macht. Laut Kamelia Dimitrowa könne man leicht feststellen, ob man es mit Menschenhändlern zu tun habe, denn jede Firma, die Arbeit vermittelt muss registriert sein. Eine Liste der Arbeitsvermittler könne auf der Seite des Nationalen Arbeitsamtes eingesehen werden. Ein weiteres Indiz sei die versprochene monatliche Entlohnung. Man müsse Verdacht schöpfen, wenn diese bedeutend höher liegt, als der Durchschnittslohn in dem Land, in dem die Tätigkeit ausgeübt werden solle. Auch könne Betrug vorliegen, wenn der Arbeitsvertrag nicht in der Muttersprache des Arbeitnehmers angeboten wird.

Eine Untersuchung des Zentrums für Demokratieforschung weist aus, dass beim Menschenhandel zum Zweck sexueller Ausbeutung, die Werber mit drei verschiedenen Methoden vorgehen. Die erste besteht im Schließen eines fiktiven Ehebundes. Die zweite ist das Anbieten einer scheinbar gesicherten Arbeit. Bei der dritten werden gezielt Frauen ins Visier genommen, die bereits prostituieren.

Auf dem Forum in Sofia wurde speziell die Aufdeckung solcher Verbrechen im InJoan Kolevternet diskutiert. Anwesend waren Experten von Europol, der sozialen Netze, des bulgarischen Innenministeriums und der Hauptdirektion „Bekämpfung der organisierten Kriminalität“. Man war sich einig, dass vor allem die Kinder vor den Gefahren bewahrt werden müssen, die im Internet lauern. In Großbritannien beispielsweise werde momentan an über 400 Fällen von Menschenhandel gearbeitet, von denen über 170 sexuelle Ausbeutung betreffen. Ihre Zahl liege in Wirklichkeit jedoch viel höher, da viele Verbrechen nicht gemeldet werden. Das Problem dürfe keinesfalls unterbewertet werden und die Kinder und Jugendlichen müssen bereits frühzeitig mit der Problematik vertraut gemacht werden.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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