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Liljana Galewska: „Wenn ich singe, gebe ich mein Herz und das Publikum antwortet mit dem Gleichen“

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Quartett "Slawej"

Für Liljana Gelewska ist das Volkslied eine Eingebung und gleichzeitig ihr Beruf; es verschafft ihr Erfolg, Popularität und aufregende Erlebnisse. Sie stammt aus der Stadt Tran im mittleren Westen Bulgariens, hat Jahre hindurch im Folkloreensemble "Philipp Kutew" gesungen, Dutzende Aufnahmen am Bulgarischen Nationalen Rundfunk produziert und ist seit dem vergangenen Viertel Jahrhundert mit dem Quartett "Slawej" (zu Deutsch "Nachtigall") eng verbunden. Sie hat auf vier Kontinenten gesungen und jedes Mal erfolgreich die Liedfolklore Bulgariens popularisiert. Die berauschenden Erfolge auf allen bedeutenden Bühnen der Welt, auf denen sie aufgetreten ist, hat sie den Liedern ihrer Heimatregion zu verdanken.

СнимкаAlles fing mit einer Stimme an, die in der Region der Stadt Tran überaus bekannt war. Diese Stimme stammte aus dem kleinen Gebirgsdorf Wrabtscha und gehörte meiner Mutter, Ika Stojanowa“, erzählt uns die Sängerin Liljana Galewska. „Ich bin sehr stolz auf meine Mutter. Sie gehörte jener Generation von Sängerinnen und Sängern an, die den Weg gefunden haben, auf dem wir heute als Folkloreinterpretinnen und Interpreten wandeln. Sie war das jüngste Kind meiner Großmutter Maria und meines Großvaters Stojan und obwohl sie das Nesthäkchen war, hat sie Großartiges für den Volksgesang geleistet. Mein Großvater hat ebenfalls sehr gut gesungen und hat sich selbst auf der Tamburitza begleitet. Ihre ersten Lieder hat meine Mutter von ihm gelernt; ich wiederum habe sie von meiner Mutter und gebe sie nun meiner Tochter Ekaterina weiter. Von meiner Mutter habe ich die Stimme und den Hang zur Musikkunst geerbt. Mittlerweile habe ich alle ihre Lieder aufgezeichnet. Sie sind wirklich sehr alt und wurden von einer Generation an die nächste weitergegeben. Etliche meiner Schüler singen sie nun auch. „Gott hat mich belohnt, auf aller Welt singen zu dürfen“, sagte meine Mutter. Manchmal sagte sie mir zum Scherz: „Sing das Lied in unserem Dialekt, damit man dich versteht!




1967 waren wir mit einigen bekannten Instrumentalisten, wie Zwjatko Blagow (Hirtenflöte) und Iwan Schibilew (Akkordeon) auf Landestournee“, erinnert sich weiter die Sängerin. „Vordem sang ich vier Jahre lang im Ensemble "Iswortsche" (zu Deutsch "Kleine Quelle"), das im damaligen Pionierpalast von Michail Bukureschtliew geleitet wurde. Dort lernte ich, mir ein Sträußchen ins Haar zu stecken, eine Tracht richtig anzulegen, auf einer Bühne zu singen und überhaupt alles... Danach trat ich dem Ensemble "Philipp Kutew" bei; das war am 5. März 1968. Ein Jahr später wurde ich Solistin dieses Ensembles. Jährlich gaben wir um die 80 Konzerte. Nachdem ich das Ensemble verließ, lud mich die bedeutende bulgarische Volksliedsängerin Nadka Karadschowa ein, im von ihr gegründeten Nachtigall-Quartett zu singen. Mittlerweile bin ich die älteste Sängerin dieser Formation, in der ich zusammen mit der Tochter von Nadka Karadschowa – Swetla, singe. Das Quartett steht Nachwuchssängerinnen offen und nennt sich nun „Die Nachtigallen von Nadka Karadschowa“."




Ich erinnere mich an ein Konzert, als ich noch im Chor von Wanja Monewa sang. Es war ein Montag. An diesem Tag wurde mein Vater beerdigt; am Abend sollte das Konzert stattfinden, auf dem Kompositionen von Krassimir Kjurktschijski erklingen sollten. Ich musste in 9 Liedern die Soloeinsätze singen und konnte daher nicht fehlen. All meinen Schmerz brachte ich in meinen Interpretationen zum Ausdruck – in Angedenken an meinen Vater, der ebenfalls die Volksmusik über alles liebte...“




Ich könnte auch viel über meine Auftritte in Japan erzählen. Mit dem Quartett waren wir 8 Mal dort und haben unzählige glückliche Augenblicke erlebt. In der Stadt Sendai beispielsweise sangen wir in einem Saal vor 6.000 Zuhörern, der wirklich knacke voll war. Nach dem Konzert kamen viele der Besucher zu uns und interessierten sich u.a. auch für unsere Trachten. Sie hatten von unseren Liedern kein Wort verstanden und dennoch waren sie von ihnen eingenommen. Die bulgarischen Volkslieder wirken wie Doping – sie berauschen. Nach dem Konzert bezeichnete ein japanischer Professor unsere Lieder als „Achtes Weltwunder“...




Auf Neukaledonien gaben wir gleich drei Konzerte und alle drei waren ausverkauft. In einer der Zeitungen stand: „Als sich der Vorhang öffnete, sah man auf der Bühne vier Ikonen“. Diese Ikonen waren aber im Grunde genommen die bulgarische Schönheit, die bulgarische Folklore, das bulgarische Lied...

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: Privatarchiv



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