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Dutzende Menschen retten Störche vor dem Erfrieren

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Safet Halil und seine „Gäste“
Foto: segabg.com (Nesabrawka Kirowa-Christowa)

Safet Halil aus dem Dorf Saritza bei Silistra hat in seinem Haus fünf Störche aufgenommen und sie so vor dem Erfrieren gerettet. Seinem Beispiel folgten Dutzende Menschen, die die in Not geratenen Vögel bei sich aufnahmen, in ihren Küchen wärmten und sie sogar auf ihre Betten legten. Zum ersten Mal seit etlicher Zeit ist eine gute Tat im Munde aller und zu einer Schlagzeile der Medien geworden.

Dr. Russko Petrow ist bereits seit den frühen Morgenstunden unterwegs, um zwei Duzend Dörfer zu besuchen, in denen barmherzige Menschen bei sich Störche aufgenommen haben. Gegen Mittag trafen wir ihn auf einer verschneiten Straße beim Dorf Saritza an. Er hatte zusammen mit einem seiner Kollegen vom Rettungszentrum für Wildtiere der Organisation "Grüner Balkan" der Stadt Stara Sagora bereits einige Dörfer besuchen können.

Foto: kmeta.bgNun sind wir in der Gemeinde Dulowo. Hier haben wir 22 Störche entdeckt, von denen lediglich einer sehr schwach ist und den wir daher mit unserem Sonderfahrzeug in unser Zentrum transportieren werden“, erzählt uns der Veterinärmediziner, der auch Geschäftsführer des Rettungszentrums ist. „Vordem waren wir in der Gemeinde Schumen, wo wir zusammen mit anderen Kollegen der Regionalen Umweltschutzinspektionen der Städte Schumen und Russe die Dörfer Kliment und Naum besuchten. Dort fanden wir insgesamt 21 Störche vor, von denen 19 in gutem Zustand waren. Zwei Störche hatten gebrochene Flügel, so dass wir sie mitgenommen haben. Danach waren wir im Dorf Branitschewo, wo wir 14 Störche und einen Mäusebussard in einem befriedigenden Zustand vorfanden. Den Bussard werden wir in unser Rettungszentrum aufnehmen, da er stark unterkühlt ist.

Die Menschen haben die in Not geratenen Störche bereitwillig und mit offenem Herzen in ihre Häuser aufgenommen und sorgen sich ständig um sie. Laut Dr. Russko Petrow würde jedoch die übertriebene Sorge um die Vögel diese verschrecken, weil sie nicht an so nahe Kontakte mit Menschen gewohnt sind.

Wir haben die Leute gebeten, die Störche in Räumen unterzubringen, in denen nicht ständig Menschen ein- und ausgehen, damit sie keinen Stress erleiden“, erklärt weiter Dr. Petrow. „Daher versuchen wir, die Vögel an einem oder zwei Orten im Dorf – bevorzugt im Rathaus, zu sammeln. Es ist gut, wenn sie nur von einem Menschen versorgt werden, der ihnen einmal täglich Wasser und Nahrung bringt.“

Dr. Russko Petrow hat 420 Kilogramm Fisch gebracht, der in den Dörfern an die Vögel verfüttert werden soll. Die Nahrung ist für eine Woche gedacht, denn dann sollen wieder frühlingshafte Temperaturen herrschen und die Vögel wieder im Freien sein.

Laut dem Veterinärmediziner würde es in dieser Jahreszeit in Nordbulgarien alljährlich zu Wetterkapriolen kommen; die Vögel seien daran gewöhnt und wären in der Lage, auch härteren Bedingungen zu trotzen. In diesem Jahr sei es jedoch unerwartet zu einem Eisregen gekommen, der die Flügel der Vögel gefrieren ließ und sie auf den Boden drückte, wo sie leicht an Unterkühlung sterben könnten. Es war gut, dass sie die Menschen für einige Tage aufgenommen haben, betont der Tierarzt; etwas Wärme und Nahrung habe den Vögeln sehr gut getan.

Die Störche sind jedoch nicht die einzigen Vögel, die in Not geraten sind. Das Rettungszentrum in Stara Sagora sei voller Patienten – über 250 Aasgeier, Pelikane, Waldohreulen, Schleiereulen, Rabenvögel, Reiher, Weihen und Mäusebussarde. In den vergangenen Tagen haben sich über 300 Bürger wegen in Not geratenen Störchen telefonisch gemeldet.

Die Regionalen Umweltschutzinspektionen der Städte Schumen und Russe haben ihre Arbeit sehr gut getan, denn überall, wo Probleme gemeldet wurden, waren sie an Ort und Stelle“, unterstreicht Dr. Russko Petrow in Antwort auf Kritiken der letzten Tage, dass die entsprechenden NGOs und staatlichen Organisationen tatenlos geblieben seien. „Sie stehen ständig mit uns in Verbindung und reagieren auf jedes unserer Signale, geben den Menschen Hinweise, was sie tun können und wie sie die Tiere am schonendsten zu Hause behandeln können. Wenn wir Wert auf eine reiche Biovielfalt legen, müssen nicht nur die entsprechenden Organisationen Verantwortung zeigen, sondern auch die gewöhnlichen Bürger. Der Staat sind je im Grunde genommen seine Bürger.“

Die Menschen, die die Störche bei sich zu Hause aufgenommen haben, hoffen, dass sich die Vögel auf den Schornsteinen ihrer Häuser Nester bauen. Wenn sie es aber nicht tun sollten, so ist das keineswegs als ein Zeichen der Undankbarkeit zu verstehen. Die Störche suchen sich die ihrer Ansicht nach besten Orte zum Nisten aus…

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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