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Pawlina Gortschewa: „Meine Lieder werden gehört und gesungen“

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Foto: Archiv

Die bulgarische Volksliedsängerin Pawlina Gortschewa besitzt eine schöne Alt-Stimme und ist eine schöpferisch aktive Interpretin, die erfolgreich die Traditionen ihrer Heimatregion fortsetzt. Sie stammt aus dem Folkloregebiet Graowo im mittleren Westen Bulgariens, das zur Folkloreregion der Schopen gehört. Sie singt jedoch nicht nur die alten Lieder, sondern bereichert auch das Volksliedschaffen mit originellen Neuschöpfungen, die jedoch voll und ganz dem Charakter und der Stilistik der Volkslieder verpflichtet sind. Ihre Lieder werden zunehmend mehr von den jüngeren Folkloreinterpreten bevorzugt.

Pawlina Gortschewa wurde in der Stadt Pernik nahe Sofia geboren. Vom klein auf wurde sie von den Volksliedern in deren Bann gezogen, von denen sie viele aus dem Radio hörte. Als sie 16 Jahre alt war, beteiligte sie sich an einem Wettbewerb, den sie gewann, was ihr eine Aufnahme in das damalige Ensemble für Volkslieder und Tänze des Bulgarischen Nationalen Rundfunks ermöglichte. Der Rundfunk-Folklorechor, in dem sie sang, wurde später unter dem Namen „Das Mysterium der bulgarischen Stimmen“ in aller Welt berühmt. In diesem Chor entfaltete Pawlina Gortschewa voll und ganz ihre Begabung. Sie sang zunehmend mehr als Solistin und etliche Komponisten, die Lieder im Folklorestil komponierten, fühlten sich durch ihre Interpretationen inspiriert. Pawlina Gortschewa hat etliche Lieder eingesungen, die heute fester Bestandteil des Folklorearchivs unseres Hauses sind. Die für ihre Heimatregion typischen Schwägerinnen-Lieder gelten als Musterinterpretationen. Viele angehende Volksliedsängerinnen wenden sich an sie, um die Feinheiten der Interpretation dieser Lieder zu erlernen.


Im vergangenen Monat beging sie ihren 80. Geburtstag. Im Gespräch mit der Volkslidsängerin, das wir aus diesem Anlass mit ihr führten, warf sie einen Blick zurück:

Ich hatte keine Lehrer im eigentlichen Sinne des Wortes. Ich habe mir alles selbst angeeignet – Schritt um Schritt. Vieles habe ich aus dem Radio gelernt. Auf dem Dorfplatz waren Lautsprecher angebracht und häufig erklang Volksmusik, die für mich eine magische Anziehungskraft besaß. Auf dem Dorf habe ich oft meinen Tanten beim Singen zugehört, doch dass, was ich im Radio hörte, klang anders. Ich träumte davon, genauso wie die Sängerinnen im Radio singen zu können. Ich habe das Gehörte nachgesungen und auf diese Weise viele Lieder gelernt, mit denen ich mich dann an einem Wettbewerb im Radio beteiligte. Das war an einem 1. April; es war aber kein Aprilscherz, dass man mich gleich einstellte – am selben Tag noch. Wir waren sechs Sängerinnen, die man nahm und wir arbeiteten mit weiteren sechs Sängerinnen zusammen, die bereits am Rundfunk waren. Heutzutage besitzen die Sängerinnen und Sänger eine solide Ausbildung. Wir unsererseits sangen nur nach dem Gehör und konnten keine Noten lesen. Kosta Kolew, der die Proben leitete, brachte viel Geduld für uns auf und erklärte uns genau, wie wir zu singen hatten. Von ihm habe ich viel gelernt. Das gab mir Kraft, weiterzumachen. Georgi Bojadschiew aus der Volksmusikredaktion sagt mir einmal: „Du stammst aus Westbulgarien. Sammle Lieder und singe sie nach. Ich gebe dir ein Tonbandgerät. Gehe durch die Dörfer und nimm die Lieder auf, die die alten Leute singen“. Das machte ich dann auch. Ich schrieb die Texte auf, doch irgendwie gefielen mir die Melodien nicht ganz und ich verbesserte sie ganz intuitiv. Die ersten Lieder nahm ich daraufhin mit dem Orchester von Emil Kolew auf. Als Georgi Bojadschiew die Aufnahmen abhörte, war er sehr zufrieden. Ich verriet ihm jedoch nicht, dass etliche der Melodien von mir stammten... Später habe ich ein Trio gegründet, dann ein Schopen-Sextett. Ganze 18 Jahre lang sang ich im Chor „Kosmische Stimmen“ (heute Chor „Wanja Monewa“). Vor kurzem habe ich mich an einem aufregenden Konzert in Pernik beteiligt. Man soll es nicht glauben, aber das war mein erster Auftritt dort nach 30 Jahren. Am Ende des Konzerts kam ein kleines Mädchen auf die Bühne und überreichte mir eine Blume. Es sagte, dass es eines meiner Lieder könne und wir sangen es dann zusammen. Das Publikum war begeistert. Ich bin glücklich, dass das, was ich geschaffen habe, gehört und nachgesungen wird. Die jungen Interpreten mögen meine Lieder.


Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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