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Japanischer Bulgarist erforscht bulgarische Dialekte in Rumänien und Bessarabien

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Kenta Sugai zu Gast in Parkani

Der Japaner Kenta Sugai lernte während seines Fremdsprachenstudiums an der Universität in Tokio Bulgarisch. Zuvor hatte er Russische Philologie studiert. Als Linguist ist er begeistert von den grammatischen Besonderheiten der bulgarischen Sprache und widmet sich nun der Erforschung der bulgarischen Mundarten, die von bulgarischen Aussiedlern in Rumänien gesprochen werden. 2 Jahre spezialisierte er Bulgaristik an der Sofioter Universität „Kliment von Ohrid“ und bekam den Doktortitel verliehen.

Kenta Sugai unterrichtet zurzeit Bulgarisch und Russisch an der Staatlichen Universität Tsukuba in Tokio und vermerkt, dass viele Japaner sich für die bulgarische Sprache interessieren.

Die Unterrichtsstunden für Bulgarisch sind frei zugänglich, auch für Personen, die nicht an der Universität studieren. Es versammeln sich zahlreiche Japaner, die sich für die bulgarische Sprache, Kultur, Musik, Tanz und für das Land interessieren. Einige von ihnen singen in einem Chor und kommen speziell, um Bulgarisch zu lernen“, bestätigt Kenta Sugai.

Er selbst hat sich in Bulgarien verliebt. Die hiesige Lebensweise gefällt ihm im Gegensatz zum rasanten Tempo in Tokio und er meint, dass die Bulgaren sehr liebenswert sind. Trotzdem erinnert er sich an einen Vorfall, bei dem er auf ein Dokument einen ganzen Monat lang warten musste, das er in Japan sofort bekommen hätte. „Nur einige Leute in Bulgarien sind faul“, vermerkt der japanische Bulgarist mit der ihm angeborenen Höflichkeit. Er ist begeistert von der bulgarischen Geschichte und besucht gern die alte bulgarische Reichshauptstadt Weliko Tarnowo.

Nachdem er die bulgarischen Dialekte in der Umgebung von Bukarest erforscht hat, vergleicht er sie mit der im Umland von Silistra in Bulgarien gesprochenen Sprache.

Das Interesse von Kenta Sugai gilt nun dem bulgarischen Dialekt in Bessarabien, insbesondere im größten bulgarischen Dorf außerhalb der Landesgrenzen. Das Dorf Parkani befindet sich in der selbst ernannten Dnestrrepublik in Moldau. Der Linguist hat das Dorf schon mehrmals besucht und Material gesammelt und hofft, von bulgarischen und ausländischen Sprachforschern unterstützt zu werden.

Junge Bulgaren aus Parkani

Auf den 14. Internationalen slawischen Lesungen der Sofioter Universität Ende April hat Kenta Sugai einen Vortrag über die russischen Elemente in der bulgarischen Mundart im Dorf Parkani gehalten. „Vielleicht werde ich mich künftig auch mit anderen in der Ukraine und Moldau verbreiteten bulgarischen Mundarten beschäftigen“, sagt er. „Es wäre sicher sehr interessant eine vergleichende Studie zu machen und der Frage nachzugehen, ob sie sich nach dem Zerfall der Sowjetunion verändert haben.

Lazarus-Mädchen (Lazarki) aus Parkani

Kenta Sugai teilt mit, dass nach einer Reihe von Untersuchungen sowjetischer Linguisten und dem 1958 erschienenen „Atlas der bulgarischen Mundarten in der UdSSR“ der Zustand der bulgarischen Dialekte in Bessarabien ein wenig erforschtes Thema ist. Außer über einen Einfluss der russischen und moldauischen Sprache könne jetzt auch über eine Reflektion der bulgarischen Schriftsprache auf die bessarabischen Dialekte gesprochen werden, da die bessarabischen Bulgaren die Möglichkeit haben, Kontakte zu Bulgarien zu pflegen und in bulgarischen Universitäten zu studieren.

Die Kirche in Parkani

Über die in Rumänien und Bessarabien lebenden Bulgaren sagt der japanische Forscher, dass sie eine gemeinsame Mundart sprechen, da die meisten Aussiedler in Bessarabien durch Rumänien, die Walachei und Moldau gewandert sind. Die meisten von ihnen stammen aus dem östlichen Teil Bulgariens.

Bei der Erforschung der syntaktischen Balkanismen hat Sugai bemerkt, dass die bulgarischen Mundarten in Rumänien das rumänische Modell übernommen haben. In der bulgarischen Mundart in Moldau und Bessarabien existiere die so genannte Doppelung des Objekts nicht, da in der russischen Sprache im Prinzip so etwas nicht vorkommt. „Auf Niveau Morphologie, Phonetik und Lexikologie gibt es ganz sicher Einflüsse aus der russischen und der ukrainischen Sprache. Ich werde die Interferenz zwischen den Sprachen erforschen“, erklärt der japanische Bulgarist seine weiteren Absichten.

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: Privatarchiv



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