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Lehrer – alles andere nur kein Wunschberuf

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Foto: Archiv

Zu Beginn kommenden Jahres soll das Anfangsgehalt der Lehrer in Bulgarien auf umgerechnet 470 Euro angehoben werden. Darauf einigten sich im Juni das Ministerium für Bildung und Wissenschaft und die Sozialpartner. Ziel ist, den Lehrerberuf lukrativer für die jungen Menschen zu machen. Reicht das jedoch aus, um die sich lichtenden Lehrerreihen zu schließen?

Die Statistik weist darauf hin, dass lediglich 8 Prozent aller Lehrer in Bulgarien im Alter bis 35 Jahre sind. „Die jungen Menschen haben weder Wunsch noch Willen, den Lehrerberuf zu ergreifen. Das ist das erstrangige Problem, dass wir lösen müssen und dazu werden höhere Gehälter kaum beitragen“, ist Adrian Nikolow vom Institut für Marktwirtschaft überzeugt. Er hat eine Analyse zum Thema „Welche Ausbildungsformen bilden gute Lehrer heran“ angefertigt. Für den Bulgarischen Nationalen Rundfunk kommentierte er die Schlussfolgerungen in seiner Studie:

СнимкаEs ist notwendig, dass die Lehrer für ihre Arbeit angemessen bezahlt werden; es gibt aber auch viele weitere Faktoren, die bei weitem mehr zu einer besseren Bildung und höheren Ergebnissen der schulischen Arbeit beitragen. Die Entlohnung gehört meiner Ansicht nach zu den weniger wichtigen Faktoren. In den Vordergrund würde ich vielmehr die Teilnahme an verschiedenen Weiterbildungsprogrammen rücken. Es ist nämlich so, dass die Lehrer nach ihrem Studienabschluss fast nichts für ihre weitere berufliche Entwicklung tun. Gute Ergebnisse könnten mit Weiterbildungslehrgängen an den Schulen selbst erzielt werden. In Bulgarien werden meist nur zentralisierte Seminare angeboten, die eher an Freizeitgestaltung als an reale Ausbildung erinnern und letztendlich ergebnislos bleiben.

Auch die Einschätzung der Lehrerleistung bedarf einer Aktualisierung:

Man muss ein sinnvolles Gleichgewicht zwischen den drei beobachtenden Seiten – Schüler, Eltern und Ministerium finden. Ein Teil des Gehalts sollte auf alle Fälle von der Gesamteinschätzung abhängig gemacht werden“, kommentiert Adrian Nikolow. Seiner Ansicht nach sei es wichtig, gute Lehrer zur Arbeit in kleinen Orten zu motivieren, wo die Kinder im Vergleich zu ihren Altersgenossen in den Großstädten keine so guten Ausbildungsmöglichkeiten haben.

Offensichtlich ist dem Bildungsministerium der jetzigen Regierung viel an Reformen gelegen. Es besteht der Wunsch nach Verbesserung der Lage. Meiner Ansicht nach sind aber die unternommenen Schritte noch zu zaghaft. Eine radikalere Herangehensweise wäre angebrachter“, ist Adrian Nikolow vom Institut für Marktwirtschaft überzeugt.

Zusammengestellt von: Elena Karkalanowa

Übersetzung: Wladimir Wladimirow



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