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Art-Projekt gegen häusliche Gewalt

Um die Aufmerksamkeit der Bulgaren auf die häusliche Gewalt zu ziehen, hat die Stiftung „Fine Acts“ die Namen von 23 Frauen, die von ihren Partnern oder Verwandten getötet wurden, auf die Fassade des Parlaments in Sofia projizieren lassen.

Das Projekt „Beat“ der Stiftung „Fine Acts“ wurde in einem Jahr, nachdem es auf verschiedenen Internet Plattformen geladen wurde, 120. 000 Mal angeschaut. Ziel der Autoren war, ein Thema zu beleuchten, über das nur ungern gesprochen wird – die häusliche Gewalt. Die Idee kam auf, nachdem eine Statistik veröffentlicht wurde, dass in Bulgarien jede vierte Frau verschiedenen Formen von häuslicher Gewalt ausgesetzt ist.

„Fine Acts“ lenken die Aufmerksamkeit der Zuschauer nicht auf die hässlichen seelischen Traumata, sondern auf die Stille, die in Bezug auf häusliche Gewalt herrscht. Die Interaktive Installation „Beat“ ist eine Provokation an die Gesellschaft, die auf jeglichen häuslichen Lärm empfindlich reagiert, nicht aber, wenn es einen Skandal oder Gewalt hinter den verschlossenen Türen einer Familie gibt.

Maxim Stoimenow von „Fine Acts“ erklärt, dass das Video als Anregung gedacht ist, wie auf häusliche Gewalt reagiert werden könnte. „Wir wollen keine Schuld zuweisen oder die Gesetzgebung ändern, obwohl Viele der Ansicht sind, dass es dringend nötig wäre. Es gibt Maßnahmen, die wir als Bürger unternehmen können und die uns nicht in Gefahr bringen“, erklärt Stoimenow .

Oft wird behauptet, dass die Polizei keine Unterstützung ist und wir mit den Problemen allein gelassen werden.

Unser Video zeigt einen Ort, einen Wohnblock, in dem etwas Schreckliches passiert ist. In einer Familie hat es dort einen Mord gegeben“, erzählt Maxim Stoimenow. „Ohne die Nachbarn zu warnen, haben wir im Haus eine Wohnung gemietet, um ein Experiment durchzuführen. Wir wollten wissen, wie schnell die Nachbarn reagieren, wenn jemand Schlagzeug spielt und wenn es in der Familie lautes Schreien und Streit gibt. Auf das Schlagzeug wurde in weniger als zwei Minuten reagiert. Zum Vergleich. Das Opfer hat 50 Minuten lang geschrien, bevor es ermordet wurde. Wenn die Nachbarn genauso schnell reagiert hätten wie beim Schlagzeug, so wäre der Ausgang aus der Situation sicher ein anderer gewesen.“

Die Psychologen haben eine Erklärung dafür. Der Gewaltakt an sich ist ausschließlich emotional und nicht rational. Wenn es um die Beziehung zwischen zwei Menschen gibt, steigt der Grad der Spannung. Wenn genau in diesem Moment ein Nachbar klingelt, um sich etwas auszuleihen, zum Beispiel Salz oder Essig, wird die Aggression schlagartig gedämpft und der Emotion die Energie wegnehmen. Das sollten die Menschen wissen, die helfen könnten.

Maxim Stoimenow, der selbst Schlagzeug spielt, hat am Experiment und am Dreh teilgenommen. Er glaubt, dass das Video, in dem nichts inszeniert und alles echt ist, eine starke Einwirkungskraft auf die Zuschauer hat.

Die statistischen Angaben über häusliche Gewalt wurden eine Zeit lang in den Medien diskutiert und dann vergessen. Es hat sich nichts verändert, im Gegenteil. Die Fälle von häuslicher Gewalt mit tödlichem Ausgang haben sogar zugenommen“, ärgert sich Maxim Stoimenow.

Das Konzept für „Beat“ ist die Arbeit von Profis, die fest entschlossen sind, zur Lösung des Problems der häuslichen Gewalt beizutragen, das schwer auf unsere Gesellschaft lastet.

Die Statistik beweist, dass die meisten Frauen nicht einem zufälligen Gewalttäter auf der Straße zum Opfer fallen, sondern einem Gewalttäter aus ihrer eigenen Familie.

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: fineacts.co


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