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Tourismuswerbung Bulgariens zeitigt Erfolge

Foto: Archiv

Der Tourismus und die Etablierung eines positiven und nachhaltigen Markenzeichens „Bulgarien“ – diese und andere Fragen rund um die Tourismusbranche standen im Mittelpunkt von Diskussionen zwischen Werbe- und Kommunikationsexperten, Analysten und Journalisten.

Trotz der exzessiven Bebauung der bulgarischen Schwarzmeerküste und dem ersten leichten Rückgang bei den Sommerbuchungen von Seiten essentieller Märkte wie Russland und Deutschland, ist der internationale Tourismus in Bulgarien ziemlich passabel. Informationen des Tourismusministeriums zufolge wurden im Jahr 2018 zum ersten Mal mehr als 9 Millionen ausländische Besuche in Bulgarien registriert und die Einnahmen daraus beliefen sich auf über 8,4 Milliarden Lewa (ca. 4,2 Milliarden Euro).

Dieser Positivtrend setzt sich auch in diesem Jahr fort. In den ersten vier Monaten 2019 wurde bei den Einnahmen aus internationalen Tourismusdienstleistungen ein Plus von 590 Millionen Euro oder 4 Prozent verzeichnet. Vor diesem optimistischen Hintergrund dürfen wir aber nicht die Augen vor den Problemen verschließen, die dazu führen, dass unser Land nicht zu einem bevorzugten Reiseziel und einer Ganzjahrestourismus-Destination avancieren kann.

Damit ein Ort eine wirklich herrliche Destination darstellt, muss er auch der örtlichen Bevölkerung gefallen“, meint Wessela Nikolaewa. Sie hat die Tourismusplattform severozapazenabg.com eingerichtet, um die Region Nordwestbulgarien zu popularisieren „Ich will zur Veranschaulichung eine Reise in die Donauregion anführen, die wir vorgenommen haben. Dabei mussten wir zum wiederholten Male feststellen, dass alle Ortstafeln auf Bulgarisch sind. Zudem ist ein Teil von ihnen nicht korrekt und vom Gestrüpp überwuchert. Die Botschaft, die die Touristen erhalten, weist nicht auf Gastfreundschaft hin, sondern vermittelt eher ein Gefühl von Abenteuerreise und langsamem Vorantasten.

Ein weiteres Problem ist, dass viele Bulgaren immer noch nicht ausreichend eine Fremdsprache beherrschen, ergänzt Wessela Nikolaewa. Obwohl in Städten wie Russe und Widin die in der Tourismusbranche Beschäftigten Rumänisch sprechen oder lernen und jene in Nordwestbulgarien Serbisch verstehen, ist die Kommunikation mit Touristen aus anderen Kulturen extrem kompliziert. Problematisch ist auch, dass viele Tourismusdestinationen in Bulgarien stark saisonbedingt sind und viele Aktivitäten ungenutzt bleiben, die den Tourismus in der jeweiligen Region fördern und zur Entwicklung des Ganzjahrestourismus dort beitragen könnten.

Georgi Auad von der bulgarischen Agentur für Medienanalysen „Perceptica“ erläutert, wie sich unsere Gastfreundschaft generell auf den Wunsch der Ausländer auswirkt, Bulgarien wieder zu besuchen:

Eine 2016 vorgenommene Studie belegt, wie viele europäische Touristen einen Urlaub in Bulgarien in Betracht ziehen und wie viele erneut in unser Land kommen würden. Wir haben dabei festgesellt, dass die Menschen unterschiedliche Motive haben, wenn sie sich für oder gegen eine Bulgarien-Reise entscheiden. Im Zusammenhang mit der Flüchtlingswelle 2016 wurde deutlich, dass Touristen aus Nordeuropa sich wegen der negativen Haltung der Bulgaren Migranten gegenüber nicht für Bulgarien als Urlaubsland entscheiden würden. Sprich – das Hindernis für manche Menschen ist nicht der Mangel an Geld, sondern Ideale. Ein weiteres Problem ist, dass unsere Tourismuswerbung ziemlich chaotisch ist.“

Werbung ist aber von ausschlaggebender Bedeutung für die Positionierung des bulgarischen Tourismus auf dem internationalen Markt, wo die Konkurrenz sehr stark ist. Die Zielgruppen, die nachhaltige Wirkung der Werbung, Best Practices – all diese Fragen beschäftigen die Vertreter der Tourismusbranche in Bulgarien. Und obwohl die Tourismuswerbung, die Bulgarien betreibt, nach Expertenmeinung  ziemlich chaotisch erfolgt, wurden auch Erfolge verbucht. Beispielsweise nach Bulgariens Werbekampagne 2018-2019 in Großbritannien, die Teil eines Kommunikationsprojekts des Tourismusministeriums ist. Von ihrer Effizienz zeugt das wesentliche Plus an Buchungen in den bulgarischen Seebädern durch britische Touristen.

Im Januar und Februar 2019 hat das Nationale Statistikamt ein Wachstum von 53 Prozent bei den Besuchen aus Großbritannien registriert. Im Vergleich zur vorherigen Zeitspanne (September – Dezember 2018) wurde ein Plus von 15 Prozent festgestellt. Daraus ergibt sich das Fazit, dass diese Werbekampagne erfolgreich war“, sagt Dessislawa Olowanowa, Chefin der „McCann Sofia“. Diese Firma steht hinter der Werbekampagne, die im Juni in Plowdiw während des Festivals der Werbeagenturen in Bulgarien eine Auszeichnung erhalten hat. Nach Worten von Dessislawa Olowanowa könnte auch der Brexit zu den wachsenden Buchungen beigetragen haben, da Bulgarien kostengünstig ist. In Zeiten absoluter Unsicherheit wollen die Briten nicht auf ihren Urlaub verzichten, doch fällt ihre Wahl auf Orte, wo es am billigsten ist.

Übersetzung: Rossiza Radulowa



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