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Ein Jahr nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei - eine Geschichte von Trauer und Hoffnung der Menschen im Bezirk Hatay – 2. Teil

Wir setzen unsere Geschichte aus dem Gebiet der Katastrophe fort, die unseren südlichen Nachbarn vor einem Jahr heimsuchte. Hier ist der erste Teil unseres Berichts.

  • Ein Jahr nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei - eine Geschichte von Trauer und Hoffnung der Menschen im Bezirk Hatay – 1. Teil

Zwischen den Lieferwagen sticht ein himmelblauer mit der Aufschrift „Neue Hoffnung, neues Leben“ hervor.

„Hier gibt es 9 verschiedene Kurse - für Kunst und handgefertigte Gegenstände, Origami, Nähen und Schneiden, Kochen, Modedesign. Alle, die kommen, und die meisten von ihnen sind vom Erdbeben betroffene Frauen, kommen aus psychologischer Sicht. Wir helfen ihnen, und wir motivieren sie auch, zu lernen, Meisterzertifikate zu erwerben und dann mit ihrem Leben weiterzumachen und auch Geld zu verdienen. Wir geben ihnen Selbstvertrauen“, sagte Gülhan Yildaram, während sie die von ihren Schülern gefertigten Bilder und Produkte zeigt.

Eine andere Lehrerin, Hüsne Özer, verbrachte nach dem Erdbeben 24 Stunden unter den Trümmern, bevor sie von Rettungskräften herausgeholt wurde.

„Ein Freund von mir, der mich besuchte, und ich blieben unter den Trümmern im siebten Stock. Es war alles wie in einem Horrorfilm, aber es war ... wahr. Die Beben kamen mit einem ohrenbetäubenden Grollen. Ich sah, wie sich die Decke des Raumes auftat, wie man es in einem Film sehen kann. Aber wir sahen keinen Film, wir haben die Verwüstung live erlebt“, erzählte Hüsne Özer.

Ihre Energie ist ansteckend, und am Ende unseres Treffens bin ich bereits zuversichtlich, dass die Menschen in Hatay ihre Probleme überwinden werden.

„Wir sind dem Tod entronnen. Ist das nicht ein Wunder! Natürlich gibt es Hoffnung. Das ist es, was uns stärker macht. Wenn wir helfen, stirbt die Hoffnung nicht“, ist Husne überzeugt.

Das trübe und nieselige Wetter scheint der Gruppe von sieben großen Hunden nicht zu gefallen, die uns folgen und den Hangar betreten, den wir gemeinsam ansteuern. Drinnen fangen die Beamten an, die Tiere zu füttern, sie zu streicheln und zu kosen. Das ist eigentlich kein Tierheim, sondern die Abteilung für Bildung, Kultur und soziale Aktivitäten in Antakya.

An den Wänden des Raumes sind Schreibtische aufgestellt, in der Mitte stehen große Tische, die für Bildungskurse genutzt werden, und die streunenden Hunde, die uns begrüßt haben und uns ins Gebäude gefolgt sind, spielen zwischen all den Möbeln. Die Gelassenheit der Mitarbeiter ist normal, erklärt der Leiter der städtischen Abteilung, Emine Atmaca.


„Alle hier lieben wir Tiere. Auch ich halte Haustiere in unserem Haus. Vor dem Erdbeben lebten die Straßentiere in Antakya und der Umgebung sehr gut, weil sich der Lebensmittelladen um sie kümmerte, die Leute aus dem Zentrum kümmerten sich um sie, die Leute vom Markt. Nach dem Erdbeben haben sie nicht einmal mehr einen Balkon, unter dem sie sich verstecken können. Sie haben kein Haus, in dem sie sich verstecken können. Es regnet die ganze Zeit, und selbst wenn wir ihnen Futter geben, können sie es nirgendwo fressen. Sie haben keinen Platz mehr zum Leben. Deshalb haben wir uns anfangs um einen Hund gekümmert und mittlerweile sind es viele mehr.“

Wenn du niemanden hast, hast du mich – mit dieser Einstellung hilft die Journalistin Sakine Altay den Menschen in ihrer Heimatstadt Hatay und stellt Menschlichkeit über Karriere. Sie ist fest davon überzeugt, dass Hatay wieder aufgebaut wird und die Stadt in Zukunft noch schöner sein wird als vor dem Erdbeben.

Mit diesem Selbstvertrauen und dieser Motivation sind wir stark und schaffen es, diesen schwierigen Prozess zu steuern. Unsere Tränen sind bereits getrocknet, wir haben uns entschieden, nach vorne zu blicken und unsere Region mit gemeinsamen Anstrengungen wieder aufzubauen. Wir haben auch unseren Kindern und Jugendlichen beigebracht, kämpferisch zu sein, denn wir sind davon überzeugt, dass die schwierigen Zeiten starke Menschen hervorbringen! Wir möchten alle Menschen aus Bulgarien hier willkommen heißen, damit sie unseren Geist spüren und laden sie ein, in fünf Jahren wiederzukommen, damit sie unsere Fortschritte vergleichen und sehen können“, sagte Sakine Altay.

Mit diesen hoffnungsvollen Worten der Kollegin machten wir uns auf den Rückweg nach Bulgarien, mit dem bitteren Nachgeschmack dessen, was wir gesehen haben, doch auch voller Trost, nachdem wir die Stärke und den Geist der Menschen erlebt haben, die die „Katastrophe des Jahrhunderts“ überlebt haben.

Autor: Sevda Dükkancı

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: Sevda Dükkancı und Maria Petrowa




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