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Das „Haus von Sofia“ weckt Erinnerungen an die Schauspielerin Adriana Budewska

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Die Sofioter begehen am 17. September den Tag Sofias, der Stadt, die nach der Befreiung Bulgariens von der türkischen Fremdherrschaft zum administrativen Zentrum Bulgariens ernannt wurde. Dank beherzter Bulgaren, die ihre Hochschulbildung im Ausland erhalten hatten und wieder in die Heimat zurückgekehrt waren, gelang der Stadt relativ schnell ihre Rückständigkeit zu überwinden und sich in kultureller Hinsicht zu verändern, um mit den anderen Hauptstätten Mittel- und Westeuropas Schritt zu halten.

Der Spaziergang durch die zentralen Straßen von Sofia führt die Besucher vorbei an Häuser, deren bemerkenswerte Architektur die Handschrift berühmter Architekten trägt. Durch ihren Stil heben sie sich von den modernen, seelenlosen Gebäuden aus Stahl und Beton ab und ziehen mit der Geschichte ihrer einstigen Bewohner die Aufmerksamkeit auf sich.

Eines dieser ehrwürdigen Häuser im alten Stadtteil Losenets gehörte der berühmtesten Schauspielerin im 20. Jh. – Adriana Budewska. Inzwischen ist es ein beliebter Künstlertreffpunkt. Die Ruhe und Harmonie, die die Räumlichkeiten ausstrahlen, lassen Musiker und Maler immer wieder zu verschiedenen Events zurückkehren. 

Für die Bewohner des Stadtteils ist es immer noch das Haus von Adriana Budewska, obwohl es in Kulturguides „das Haus von Sofia“ genannt wird.

Es ist ein Raum mit einer ganz besonderen Atmosphäre, einem besonderen Esprit“, bestätigt die Journalistin Magdalena Gigowa, die sich intensiv mit der Geschichte namhafter Bulgaren beschäftigt. „Es scheint, dass in diesem Haus die kulturellen Ereignisse von einer unsichtbaren Kraft unterstützt werden.

Magdalena Gigowa stellte inmitten des natürlichen Dekors dieses Hauses das dramatische Leben von Adriana Budewska vor, die mehr als 100 Rollen gespielt hat. Entdeckt wurde ihr großes Talent von Iwan Wasow und Prof. Iwan Schischmanow als sie 17 Jahre alt war. Sie wurde mit einem Stipendium nach Moskau zum damaligen Reichstheater geschickt.

Diese Schule hatte ein Leben lang großen Einfluss auf die Künstlerin. Ihre Rollen spielte sie nach dem von Stanislawski geschaffenen klassischen russischen Stil, was sie aber nicht daran hinderte, die Gemüter zu erregen als sie als erste bulgarische Schauspielerin überhaupt sich erdreiste, 1921 im Nationaltheater, spärlich bekleidet, Delila im gleichnamigen Stück von Wladimir Mussakow zu spielen.

Adriana Budewska erschien in einem dünnen hautfarbenem Trikot, das mit hunderten weißen und schwarzen Perlen und Aquamarinen bestickt war, auf die Bühne“, erzählt Magdalena Gigowa. Das Oberteil soll ein echtes Kunstwerk gewesen sein. „Ihre Brust schimmerte hinter der durchsichtigen Seide, die ebenfalls mit Edelsteinen bestickt war. Der Nabel war mit Perlen bedeckt. Von der Taille abwärts fiel ein leichter, durchsichtiger Stoff.

Adriana Budewska als Delila und mit ihrem Ehemann Hristo Gantschew

Als sie diese Rolle spielte, war sie 43, doch selbst ihre größten Kritiker gaben ihr nicht mehr als 20. Hinter dem perfekten Spiel tarnte sie die tiefe Depression, in der sich nach dem Tod ihres Gatten Hristo Gantschew gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs gefallen war. Auch er war Schauspieler. Es war eine wunderbare Liebe zwischen den beiden, die in künstlerischem Einvernehmen mündete. Sie studierten gemeinsam ihre Rollen ein. Nach seinem Tod auf dem Schlachtfeld zu Beginn des Ersten Weltkrieges wich die Freude aus ihrem Leben. Gleich nach diesem Schicksalsschlag musste sie mit dem frühen Tod der gemeinsamen Tochter einen weiteren einstecken. Später wurde ihr Sohn in Italien erschossen, der zweite Sohn emigrierte nach Buenos Aires. Sie blieb allein zurück und spielte im Nationaltheater weiter. Vom Publikum wurde sie verehrt wie keine andere und mit Sarah Bernhardt verglichen, weil sie auch die kompliziertesten Rollen mit Leichtigkeit meisterte. Doch das Theater konnte ihre einsame Seele nicht erfüllen. Mit 48 wurde sie pensioniert und reiste zu ihrem Sohn nach Buenos Aires. Mit 70 kehrte sie nach Bulgarien zurück, um in ihrem Haus in der Midschur-Straße zu sterben, dass ihre seelische Kraft immer noch verströmt.

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: Darina Grigorowa und Archiv



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