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Soziologische Umfragen in Zeiten der Coronakrise

Foto: BGNES

Dieser Tage häufen sich die soziologischen Umfragen über die Meinung der Bulgaren zu den Geschehnissen und ihrem Umfeld. In den Vordergrund treten selbstverständlich Fragen im Zusammenhang mit dem Gesundheitswesen, der um sich greifenden Epidemie, den Krisen-Maßnahmen der Regierung.

Die Bulgaren sind gleichermaßen um ihre Gesundheit, ihren Arbeitsplatz, Einkommen und die Möglichkeit, ein normales Leben führen zu können, besorgt. Trotz der mit dem ausgerufenen Ausnahmezustand zusammenhängenden Probleme und Begrenzungen, werden die von der Regierung ergriffenen Krisenmaßnahmen von drei Viertel der Bulgaren begrüßt, ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup International.

In der überwiegenden Mehrheit glauben die Befragten, dass die bulgarische Wirtschaft in eine Phase der wirtschaftlichen Rezession eintritt, mit dem damit verbundenen Sinken der Einkommen, Anstieg der Arbeitslosigkeit, Schwierigkeiten bei der Beschaffung der für den Alltag nötigen Waren und Dienstleistungen, Mangel an Medikamenten.

Die Spannung ist nach der Bekanntgabe der Prognose der Weltbank, dass die bulgarische Wirtschaft in diesem Jahr um 3,7% schrumpfen wird, weiter gestiegen.

Die zunehmende Sorge der Bulgaren über die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise, wurde von einer Umfrage der Meinungsforschungsagentur „Trend“ bestätigt. Die Arbeitslosigkeit wird als Gefahr empfunden. Dass sie real ist, bestätigte auch die Ministerin für Arbeit und Sozialpolitik, Deniza Satschewa, mit der Bekanntgabe, dass seit Beginn der Corona-Krise bis Ende voriger Woche 72.000 Bulgaren ihre Arbeit verloren haben und dass sich in den Arbeitsämtern täglich 4000 neue Arbeitslose registrieren lassen.

Google habe berechnet, dass die Fahrten zum Arbeitsplatz um 29% abgenommen haben.

Laut der Umfrage von „Trend“ haben nur 25% der Befragten geäußert, dass sie nicht erwarten, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren, dafür erwarten 49% der Befragten, dass infolge der Covid-19-Krise ihre Einkommen sinken werden.

Ähnliche Ergebnisse erbrachte auch die Umfrage von Gallup International, der zufolge ein Drittel der Befragten eine Minderung ihrer Einkommen erwartet, ein Viertel erwartet sogar, dass es sehr bald passiert.

Diese Trends werden auch von der Meinungsforschungsagentur „Afis“ bestätigt, wonach 31% der Bulgaren die aktuelle Krise für eine Katastrophe halten und erwarten, dass sie einen Großteil ihres Einkommens verlieren werden. 37% der Umfrageteilnehmer erwarten, teilweise zu verarmen, 32% glauben nicht, dass sich ihre Einkommen verändern.

Soziologische Umfragen haben Arbeitgeberorganisationen, Gewerkschaftsverbände und sogar die Philosophische Fakultät der Sofioter Universität durchgeführt.

Eine Untersuchung der Bulgarischen Wirtschaftskammer ergab, dass nur etwa 8% der Arbeitgeber geneigt sind, die Maßnahme „60/40“, das wichtigste Instrument der Regierung zur Erhaltung von Arbeitsplätzen, zu nutzen.

Diese Maßnahme sieht vor, dass der Staat für 60% der Gehälter und Sozialabgaben der Arbeiter und Angestellten in Firmen aufkommt, die von der Krise betroffen sind. Von den mehr als 300.000 Unternehmen im Land haben bis Ende letzter Woche lediglich 2016 mit 30.000 Angestellten ihr Interesse für diese Maßnahme bekundet.

Eine von der Konföderation der unabhängigen Gewerkschaften Bulgariens durchgeführte Befragung bestätigt, dass 78% der von der Krise betroffenen Unternehmen ihre Angestellten in den bezahlten und 24% in den unbezahlten Urlaub geschickt haben.

13 % haben eine Arbeitsplatzkürzung vorgenommen. Die Summe beträgt mehr als 100%, da im Verlauf der Umfrage es auf einige der gestellten Fragen mehr als eine Antwort gegeben hat.

Die Gewerkschaften schätzen, dass bis Ende des Jahres von den insgesamt 2 320 000 Arbeiter und Angestellten im Land 300.000 ihre Jobs verlieren werden.

73,2% der Teilnehmer an der von der Philosophischen Fakultät der Sofioter Universität durchgeführten Erhebung sind überzeugt, dass es einen weltweiten finanziellen und wirtschaftlichen Zusammenbruch geben wird.

Dass die Lage keinesfalls rosig ist, bestätigte auch die geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds, die Bulgarin Kristalina Georgiewa. Sie sagte, dass die globale Coronavirus-Pandemie eine bisher nie dagewesene Wirtschaftskrise verursachen wird, die eine massive Antwort für die Wiederherstellung der Wirtschaft verlangt. Sie warnte, dass das globale Wachstum 2020 abrupt in die Minuszahlen rutschen wird und 170 von den 180 Mitgliedern des IWF einen Rückgang der Pro-Kopf-Einnahmen erleben werden.

Übersetzung: Georgetta Janewa



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