Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Geheimnisse von Sofia: Das Schicksal von Naum Torbow - dem Architekten der Zentralen Markthalle

10
Foto: Historical Routes Sofia

Nach der Befreiung Bulgariens von der osmanischen Herrschaft strömten Architekten aus Europa nach Sofia, der 1879 proklamierten neuen bulgarischen Hauptstadt, um ihr ein modernes Aussehen und eine funktionelle Infrastruktur zu verleihen.

Die Kirche “Heilige Kyrill und Method“ am Frauenmarkt

In den 1890er Jahren kehrte die erste Generation bulgarischer Architekten, die im Ausland studiert hatten, nach Bulgarien zurück und begann hier zu arbeiten. Zu den führenden Vertretern dieser Generation gehört Naum Torbow, der uns eine Reihe von Architektur-Perlen hinterlassen hat, die zur Europäisierung der Stadt beitrugen und von denen einige glücklicherweise bis heute erhalten geblieben sind.

Das Gebäude „Hentowi“, 1906

Zu den wegweisenden Projekten von Architekt Torbowgehören die Zentrale Markthalle, das Kino „Odeon“, das Casino „Sofia“, die Hotels “Continental”, “Paris” und “Boulevard”, die Brauerei “Makedonia”, das Haus der Familie von Luisa und Dimitar Stanischewi (heute das Büro des Obermuftis), die Kirche “Heilige Kyrill und Method” am Frauenmarkt und andere bemerkenswerte Gebäude in Sofia und anderen Städten.

Das alte Hotel „Splendid“ (später Hotel „Ljulin“)

Der künftige Architekt wurde 1880 in Gopeš, Bitola, innerhalb der Grenzen des heutigen Nordmazedoniens geboren. Zwei Jahre später zog seine Familie nach Orjachowo,  eine Stadt in Nordwestbulgarien. Der junge Mann machte seinen Schulabschluss in einer anderen Stadt an der Donau - Russe, und ging dann, fasziniert von der Architektur, nach Rumänien.

Doch wie entwickelte sich das Leben des jungen Mannes von da an?

„Er studierte Architektur in Bukarest, der rumänischen Hauptstadt, die damals eine viel größere Stadt war als Sofia, mit einer äußerst prächtigen und reichen Architektur. Er machte dort seinen Abschluss am Institut der Bildenden Künste. Alles, was er damals an Trends in der rumänischen Architektur kennenlernte, hatte einen großen Einfluss auf ihn. Aber später war seine Hauptinspirationsquelle die österreichisch-ungarische Hauptstadt Wien“, erzählte Sdrawko Petrow, Leiter des Projekts “Historical Routes Sofia ”, gegenüber Radio Sofia.

Nach seiner Rückkehr nach Bulgarien wurde Torbow zum Leiter der Architekturabteilung der Stadtverwaltung von Sofia ernannt und begann dann, auf freiberuflicher Basis zu arbeiten.

Die Zentrale Markthalle, 1930

Die Jahre um 1907 und dann bis zu den Balkankriegen waren nach Petrows Worten die fruchtbarste Zeit für Naum Torbow:

„Das ist natürlich keine Überraschung, denn dies ist eine der aufregendsten Perioden in der Architektur- und Baugeschichte von Sofia und Bulgarien. Im Jahr 1907 gewann er den Wettbewerb für die Zentrale Markthalle. So entwarf er den Plan für den Bau der Zentralen Markthalle, die für die damalige Zeit ein Gebäude von wirklich großer Bedeutung für die Stadt war, ein Symbol der Modernität, das die frühere orientalische Atmosphäre auf den Märkten von Sofia ersetzen sollte. Die Zentrale Markthalle wurde nach den besten Tendenzen ihrer Zeit gebaut und bot alles, was für die Qualität und die gesunde Aufbewahrung von Lebensmitteln notwendig war.“

Noch heute können wir das restaurierte Gebäude der Zentralen Markthalle auf dem Boulevard „Maria Luisa“ in der Hauptstadt bewundern.

Das Hotel „Boulevard“

In der Tat sind einige Gebäude des Architekten mit diesem Boulevard verbunden. Das von Torbow erbaute Kino „Odeon“, das zu seiner Zeit sehr beliebt war, befand sich direkt daneben und wurde bei der Bombardierung Sofias im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Das Gebäude mit dem Restaurant „Gambrinus“, 1922

Leider fiel auch das gesamte Archiv von Torbow, das sich in seinem Atelier am Boulevard Boulevard „Maria Luisa“ befand, der Bombardierung zum Opfer, wie viele der nach den Plänen des Architekten errichteten Gebäude. Dann kam die sozialistische Regierung, die seine Immobilien beschlagnahmte, was zu der Absurdität führte, dass er mit seiner Familie in einem von ihm entworfenen Gebäude lebte und Miete zahlen musste. Um seine Familie zu ernähren, war Naum Torbow gezwungen, als leitender Architekt bei der Stadtplanungsdirektion von Sofia zu arbeiten. Er starb 1952 an Krebs.

Naum Torbow und sein Enkel


Lesen Sie auch:

Zusammengestellt: Miglena Iwanowa

Übersetzung: Antonia Iliewa

Redaktion: Rossiza Radulowa

Fotos: Historical Routes Sofia, stara-sofia.com, sofia-hali.bg, Archiv



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Heute ist Pfingsten, einer der größten christlichen Feiertage

50 Tage nach Ostern begeht die Bulgarische orthodoxe Kirche Pfingsten, einen der größten christlichen Feiertage, der mit der Geburt und Auferstehung Jesu Christi gleichgestellt wird. Pfingsten ist der 50. Tag nach Ostern und wird stets am..

veröffentlicht am 23.06.24 um 08:40

Heute ist Kirschen-Allerseelen

Jedes Jahr, am Samstag vor Pfingsten, begehen die Christen in Bulgarien den zweiten Allerseelentag des Jahres, der Kirschen-Allerseelen genannt wird - wegen den Kirschen, die zu dieser Jahreszeit reifen und zusammen mit Wein, Süßigkeiten etc. an..

veröffentlicht am 22.06.24 um 08:30
Mustafa Hadschi

Das Teilen steht im Mittelpunkt des Kurban Bayrami

Menschen muslimischen Glaubens in Bulgarien feiern heute das islamische Opferfest Kurban Bayrami. „Kurban ist ein arabisches Wort, das Annäherung bedeutet. Indem sie ein Tier opfern, tun Muslime ihr Bestes, um sich der Barmherzigkeit..

veröffentlicht am 16.06.24 um 08:00