In einer unserer Musiksendungen haben wir bereits über ein gemeinsames Projekt von Errol Rackipov (Marimba), Theodossij Spassow (Hirtenflöte) und Lubomir Gospodinov (Tenor- und Sopransaxophon) berichtet. Es nannte sich „Auf Holz klopfen“ – eine spontane Improvisation, die die Musiker großmütig der Multimedia-Plattform des BNR – Radio Binar widmeten, das genau 5 Jahre alt geworden ist. Schnell fand das Stück großen Anklang, auch wenn sich unbeabsichtigt ein Irrtum einschlich, der zum schmunzeln ist. Viele ausländische Musikfreunde wollten nämlich genau wissen, was sich hinter dem bulgarischen Titel verbirgt und die Maschinenübersetzung, besonders ins Englische, lieferte prompt eine unerwartete Anzüglichkeit, die mit „Knock on Wood“ nichts zu tun hat. Und so nahmen die Musiker die Namensvorschläge für ihr neuestes Projekt genauestens unter die Lupe. Doch auch da stellten sich Differenzen ein. So z.B. ist unter „Gatanka“ nicht einfach ein Rätsel (im Sinne von „Mysterium“), sondern speziell ein „Kinderrätsel“ zu verstehen, auch wenn das Wort „Kind“ nicht mit im Wort enthalten ist. Auch der Titel „Podnasjaneto na Petela“, was in etwa mit „Servieren des Hahns“ übersetzt werden kann, könnte in die falsche Kehle geraten...

Doch das ist noch nicht alles! Unter den Schlägeln der Marimba begann ein ganzes Meer zu wogen, während das Saxophon in seinen Soli die Schwingungen gekonnt aufgriff. Der stets und allseitig kreative Theodossij Spassow erklärte sich mit dem Wortspiel einverstanden, bei dem das Volkslied aus der Strandscha-Region „Mari Maro“ (ins Deutsche in etwa als „Hei, Mara!“ zu übersetzen) für die spanischsprechenden Fans in ein „Mar y mar -Oh!“ verwandelt wurde. Schließlich hält sich Errol Rackipov die größte Zeit im Jahr in der Karibik auf, wo er musikalisch schöpft. Sein Solo über den argentinischen Klassiker „Alfonsina y el mar“ besticht jedoch nicht nur mit seiner Originalität, sondern auch mit seiner Verinnerlichung. Das letzte Stück, das dem Projekt das i-Tüpfelchen aufsetzt, versetzt jedoch die Musiker in andere Gefilde. So wurde der Untertitel „Servieren des Hahns“ geboren. Dieser Hahn erscheint auch auf einer der Hüllen der Aufnahme-CDs, während sich das Trio kurz und bündig den Namen „Klok“ gibt.

Eigentlich hat Theodossij Spassow das „(Kinder-)Rätsel“ zusammen mit zwei Musikerkollegen (Jazzer Anatoli Wapirow und Stoyan Yankoulov) bereits vor 20 Jähren gestellt. Sie trafen sich in Miami, riefen kurzer Hand Errol Rackipov an, der sich ihr Angebot nicht entgehen ließ, und so entstand das Märchen-Quartett, das nach der Rückkehr der Musiker nach Bulgarien eine Zeit lang als „Fairy Tale Trio“ weiterexistierte...

Man kann sich keine schönere Transformation wünschen, die von der Achtung vor den Traditionen und der Freiheit der Interpretation gekennzeichnet ist und vom Märchenerzählen zur Lösung der versteckten Botschaften der Rätsel hinüberspielt. Die Musik von Errol, Theodossij und Lubomir sorgt für Stimmung, der man sich nicht entziehen kann.

Deutsche Fassung: Wladimir Wladimirow