Die südwestlichen Ausläufer des Pirin-Gebirges zeichnen sich durch ihre bizarren Reliefformen aus, vor allem die Pyramiden von Melnik. Diese ca. 180 km von Sofia entfernten Felsgebilde wurden 1960 zur Natursehenswürdigkeit erklärt. Sie bestehen aus grau-weißem Sand und Lehmbeimischungen und sind durch Erosion im Karst entstanden. Die Pyramiden von Melnik sind immer noch im Entstehen begriffen und ihr Erscheinungsbild und ihre Form ändert sich allmählich, wobei Wasser, Wind, Hitze und Kälte eine wichtige Rolle spielen.
Unter den bizarren Gebilden heben sich 7-8 Meter hohe Konen ab, Paläste und Gestalten aller Art, aber auch typische Pyramiden.
Ihre Existenz verdanken sie nicht zuletzt auch der Lehmschicht an ihrer Oberfläche, die sich durch die Einwirkung von Wasser und Sonne zu einen 1-2 cm dicken „Außenputz“ verfestigt hat, der sie schützt.
Einige der Sandsteinpyramiden sind bis zu 100 Meter hoch.
Auf ihren Gipfeln gedeihen Pflanzen, die vom Mittelmeerklima beeinflusst sind. Angaben des Bulgarischen Vogelschutzverbands zufolge liefern sie ein Habitat für 32 Vogelarten, die unter Naturschutz stehen. Als Mittelmeerbiom sind die Pyramiden von Melnik deshalb auch von Weltbedeutung.
Ornitologen sehen die Region als sehr wichtig für die Vögel an, da die Flora (Weiden, Wälder und Gestrüpp) vom Mittelmeerklima beeinflusst ist und nirgendwo anders in Bulgarien anzutreffen ist. Diese Vielfalt an natürlichen Gegebenheiten begünstigt auch die Artenvielfalt, die für den Mittelmeerraum charakteristisch ist. Hier sind solche Vogelarten anzutreffen wie Olivenspötter (Hippolais olivetorum), Ortolan (Emberiza hortulana), Brachpieper (Anthus campestris) sowie die äußerst attraktive Blauracke (Coracias garrulus), die im Süden Europas lebt. Hier befindet sich auch das Jagdgebiet zahlreicher Greifvogelarten.
Aus diesem Grund ist es wichtig, die Natur in ihrem natürlichen Zustand zu belassen, ohne Chemikalien und aggressive Interventionen, die die Nahrungsquellen der Singvögel auf Dauer vernichten. Viehzucht und Weinbau tragen zur natürlichen Erhaltung ihrer Habitate bei. Das Vieh grast die Weiden ab, so dass sie nicht verunkrauten können.
Immer mehr Menschen wollen natürliche und ökologische Bioprodukte haben, obwohl sie mehr kosten. Aus diesem Grund wollen auch die Menschen, die in der Nähe der Pyramiden von Melnik leben, ihren Lebensunterhalt nach Art ihrer Vorfahren verdienen. Ihnen bietet das Netz von Schutzgebieten „Natura 2000“ zusätzliche Möglichkeiten im Rahmen seiner Programme für die Entwicklung von Dorfregionen und Ökologie. Leider scheitern viele an den bürokratischen Hürden und an den zahlreichen europäischen Richtlinien – nicht, weil sie den Kriterien nicht genügen, sondern wegen der vielen Hindernisse und unendlichen Behördengänge. Die einfachen Farmer, die diesen Weg einmal gegangen sind, wollen keinen zweiten Anlauf mehr machen und sich neu bewerben. Das ist auch der Grund, warum nur etwa ein Drittel der EU-Fonds abgerufen wird.
Es bleibt nur zu hoffen, dass die Anwohner nicht eines Tages auf die Idee kommen, ihr Land an Großunternehmer zu verkaufen, die dann diesen paradiesischen Flecken Erde verhunzen, indem sie dort einen Golfplatz oder einen Windpark bauen.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Darina Grigorowa, BGNES, bg.wikipedia.org
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