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Der 88jährige Bergsteiger Boris Tuetschki: Bulgarien ist das schönste Land

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Boris Tuetschki auf dem MatterhornDer heute 88jährige Bergsteiger Boris Tuetschki hat das Gebirge für sich entdeckt, als er 30 Jahre alt war. „Mit dem Bergsteigen fing ich etwas später an, weil ich die Abendschule besuchte und arbeiten gehen musste. Ich hatte aber Erholung nötig und machte mich auf ins Gebirge“, erzählt er uns. Seitdem hat er viele Gebirge gesehen, deren Schönheiten sich tief in sein Gedächtnis eingegraben haben. Er hat viele Gipfel in Europa und Asien erklettert: den Island Peak im Himalaya-Gebirge, das schwierige Matterhorn und den Mont Blanc in den Alpen, die 4- und 5-Tausender im Kaukasus, einschließlich den Elbrus. Tuetschki hat alle hohen Auszeichnungen des Bulgarischen Tourismusverbandes erhalten – die Medaille „Aleko Konstantinow“ in Gold, Silber und Bronze und wurde in der Sparte Alpinismus zum Meister des Sports ausgerufen. 1985, im Alter von 54 Jahren, beteiligte er sich an der bulgarischen Mount-Everest-Expedition. Dabei bestieg Christo Prodanow als erster Bulgare den höchsten Berg des Planeten allein und ohne Sauerstoffmaske, blieb aber für immer in der eisigen Umarmung des Gebirges...

Ich gehörte eigentlich nicht zu den Expeditionsteilnehmern; es waren nämlich ausschließlich junge Leute“, erzählt Boris Tuetschki. „Zusammen mit einem anderen Bergsteiger beschlossen wir jedoch, uns der Expedition anzuschließen, um zu helfen. Das geschah etwas später. Wir kamen an jenem Tag an, an dem Christo Prodanow den Gipfel bestieg. Es herrschte große Freude. Als er den Rückweg antrat, war es bereits um 6 Uhr abends. Beim Aufstieg hatte er seinen Rucksack, um sich zu entlasten weiter unten gelassen. Auf dem Rückweg erreichte er diese Stelle nicht; es wurde bereits dunkel und er musste irgendwo übernachten. Was danach passierte, ist bekannt. Als Bergsteiger war Christo Prodanow der beste von uns.“

Der Berg AraratAuf dem Ararat, 5.165 m über dem MeeresspiegelBoris Tuetschki erinnert sich jedoch an einen anderen Aufstieg besonders. Das geschah 10 Jahre zuvor, also 1974. Er leitete damals eine Expedition zum Ararat in der Türkei. Er gehört übrigens zu den ersten Bulgaren, die diesen Berg bestiegen haben, der im Alten Testament im Zusammenhang mit der Arche Noah erwähnt wird. An der Expedition beteiligten sich 7 Mitglieder des Bergsteigerklubs der Vereinigung „Aleko“. „Vier Mann bestiegen den Berg, die übrigen blieben unten beim Gepäck und den Wagen. Eines der Fahrzeuge war ein „Saporoshez“; ich war der Fahrer. Mit diesem Fahrzeug ereichten wir eine Höhe von 2.475 Meter über dem Meeresspiegel“, erinnert sich Boris Tuetschki. Überall wo er war, hat er fotografiert. Diese Aufnahmen hat er bereits auf mehreren Ausstellungen gezeigt.

Wo war ich nicht überall – in den Alpen, im Kaukasus, dem Pamir... Für mich ist Bulgarien jedoch das schönste Land, sowohl was die Natur anbelangt, als auch die Gegebenheiten“, gesteht der Bergsteiger. „Leider schätzen die Menschen in Bulgarien die Natur wenig. Währenddessen herrscht beispielsweise in Österreich und der Schweiz eine gute Ordnung, Sauberkeit und die Menschen dort schützen, achten und lieben das Gebirge.

Auf dem Tscherni Wrah (dt. Schwarzgipfel) im Witoscha-Gebirge

Boris Tuetschki ist selbst heute, trotz seiner 88 Jahre, kaum zu bremsen. Immer geht er ins Gebirge, unabhängig davon, ob es scheit oder stürmt. An jedem Wochenende steigt er hinauf ins Witoscha-Gebirge. Im Winter versäumt er es nicht, den Rückweg mit einer Schiabfahrt zu kombinieren. Welches Gebirge Bulgariens mag er am meisten?

Die Kremen-Seen im Pirin-Gebirge

Ich muss sagen, dass ich alle Gebirge sehr mag. Das Pirin-Gebirge liegt mir aber besonders am Herzen. Es ist wilder, schöner und auf seinen Gipfeln eröffnet sich einem ein herrlicher Blick auf Seen und andere Höhen. Ich war oft dort im Sommer, am meisten jedoch im Winter. Unser Klub „Aleko“ organisierte alljährlich anspruchsvolle Überquerungen vom Rila- zum Pirin-Gebirge – sechsten Schwierigkeitsgrades (T6, schwieriges Alpinwandern).“

Seit einigen Jahren leitet Boris Tuetschki die Wanderungen entlang der Pilgerroute „Der Wundertäter des Rila-Gebirges“. Der Beginn dieser Initiative wurde 2010 gesetzt. Initiator ist die Theologische Fakultät der Sofioter Universität „Hl. Klimen von Ohrid“. Gesegnet wurde das Vorhaben vom Bistum Sofia und unterstützt von der hauptstädtischen Gemeinde. Alljährlich machen sich im August viele Pilger auf den Weg und überqueren von Sofia aus die Gebirge Witoscha, Werila und Rila und gelangen über die Sieben Rila-Seen zum Rila-Kloster, wo seit dem Jahre 1469 die Gebeine seines Gründers, des heiliger Iwan Rilski, wieder ruhen. Dieser Heilige gilt übrigens als der himmlische Beschützer Bulgariens. „Die ersten zwei Jahre wusste ich nicht über diese Pilgerwanderung, doch danach schloss ich mich an und führe nunmehr den Pilgerzug an“, erzählt Boris Tuetschki und setzt fort:

An einem der Sieben Rila-Seen

Zu Beginn waren es noch verhältnismäßig wenige Teilnehmer – 60 bis 70 Personen. Im vergangenen Jahr waren es mittlerweile 180 – Menschen aller Altersgruppen. Der jüngste Teilnehmer war 3 Monate alt. Im Jahr zuvor hatten sich seine Eltern mit großem Kinderwunsch an der Pilgerreise beteiligt. Im Jahr darauf taten sie es bereits mit dem Baby. An dieser Wanderung beteiligen sich verschiedene Leute. Sie schließen sich an verschiedenen Stationen der Pilgerreise an. Es ist kein Pflicht, die Reise vom Anfang bis zum Ende mitzumachen. Wir haben Zelte und Schlafsäcke bei uns und übernachten in den Höfen von Kirchen und Häusern. Man lädt uns jedes Mal auch nach „Zari Mali Grad“ ein – das ist eine wiederaufgebaute römische Festung, die sich beim Dorf Beltschin nahe Samokow befindet. Auf der Reise begleitet uns ein Fahrzeug, mit dem das schwere Gepäck transportiert wird, damit unsere Ranzen nicht zu schwer sind. Darin verstauen wir lediglich einige Kleidungsstücke, die wir während der Tageswanderung brauchen und natürlich etwas zu essen. Jeden Tag wandern wir rund 25 Kilometer. Auf der ganzen Strecke gibt es keinerlei technische Schwierigkeiten, so dass sich jeder Tourist an dieser Pilgerreise beteiligen kann“, sagte für Radio Bulgarien der Bergsteiger Boris Tuetschki.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: Privatarchiv



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