Filli Ladgman lebt seit vielen Jahren in Melbourne, Australien, und arbeitet beim SBS Radio. Was erwarten die Bulgaren in Australien von den Wahlen?
„Die Bulgaren erwarten Veränderungen, ein neues Bulgarien. Sie wollen, dass es in Bulgarien eine transparente korruptionsfreie Leitung des Staates gibt, damit sie gern in ihre Heimat zurückkehren können und nicht jedes mal bangen müssen, was sie zu Hause erwartet. Vor allem wollen sie eine Zukunft für sich in der Heimat sehen, seil sie momentan keine Zukunftsaussichten in Bulgarien entdecken können.“
Kalin Tsvyatkov ist 21 Jahre alt und studiert in Strassburg Jura. Seiner Ansicht nach ist es an der Zeit, dass die Politiker in Bulgarien sich ihrer dubiosen Abhängigkeiten entledigen, da schwere Zeiten bevorstünden:
„Ich hab für eine Veränderung der Art und Weise der Politikführung in Bulgarien gestimmt, was ausgesprochen wichtig ist. Vieles hängt davon ab, wer in den kommenden 4 Jahren an der Macht sein wird, denn es wird große Finanzressourcen zu verteilen geben. Diese 4 Jahre werden entscheidend sein! Ich hoffe, dass Bulgarien seine Politik ändert; das wird jedoch nur dann geschehen, wenn verantwortungsbewusstere Politiker an die Macht kommen. Es wird meiner Meinung mach immer mehr besser gebildete Menschen geben – in Bulgarien selbst, aber auch aus dem Ausland, die beherzt die Politik von ihren dubiosen Abhängigkeiten befreien wird, die sie umklammern.“
Raya Dimitrova studiert ihrerseits Jura in Frankreich. Sie sieht ebenfalls in den nächsten 4 Jahren große Prüfungen auf Bulgarien zukommen, die mit der gesundheitlichen Krise und dem Klimawandel in Zusammenhang stehen. Sie rechnet mit der Verantwortung der Politiker:
„Ich habe für die Veränderung gestimmt, für eine bessere Zukunft für alle Menschen in Bulgarien und auch für die bulgarischen Bürger im Ausland. Die kommenden 4 Jahre werden meiner Ansicht nach schwierig sein, weil wir aus der Krise gelangen müssen, die vom Coronavirus verursacht wurde. Außerdem werden wir eine Krise im Zusammenhang mit dem Klimawandel erleben. Es stehen uns also ernste Prüfungen bevor. Wir sind jedoch im vergangenen Jahr Zeuge geworden, wie die Bürgergesellschaft erwacht ist.“
„Als erstes muss die Covid-19-Krise schnellstmöglich überwunden werden, jedoch auf gerechte Weise – ohne große Verluste für die gewöhnlichen Menschen und für ihre Gesundheit, und nicht im Interesse der Unternehmer und des Profits“, ist Valentine Savova überzeugt. Sie ist als Malerin und Kunsterzieherin in Paris tätig, hat jedoch die Verbindung zu ihrer Heimat nicht abgebrochen.
„Es ist derzeit sehr wichtig, dass junge Leute gewonnen werden, die sich an der Leitung des Landes beteiligen. Es sind viele - sowohl in den neuen und alten Parteien, als auch in den Schlagen vor den Wahllokalen. Das ist eine hoffnungserweckende Tatsache! Ich erwarte ein Erwachen nicht nur in der Industrie, der Landwirtschaft und der Wirtschaft überhaupt, sondern vor allem im Bewusstsein der Menschen.“
Sabina Christov, die seit über 7 Jahren in Deutschland lebt, sieht schwierige Zeiten auf die künftige Regierung des Landes zukommen. „Jeder von uns, dessen Kinder in Bulgarien geboren worden sind, unterhält eine starke Verbindung zur Heimat und verspürt dem morgigen Tag gegenüber große Verantwortung. Wir müssen uns vor allem davon leiten lassen, dass wir ein einiges Volk sind – die Bulgaren im Ausland und jene, die in der Heimat leben“, betont Sabina Christov, die auch Vorsitzende der bulgarischen Vereinigung „Ognischte“ ist.
Dimitar Iwanow lebt seit 20 Jahren in der Schweiz. Er ist ein gesellschaftlich aktiver Mensch und beteiligt sich seit 2005 an der Organisierung von Wahlen im Ausland. „Bulgarien kann sich aus Angst nicht entfalten; es sind mutige Politiker mit einer Entwicklungsvision gefragt“, ist Dimitar überzeugt, der auch globaler Koordinator des Netzes der freiwilligen bulgarischen Wahlhelfer in der Welt ist.
„Ich erwarte, dass sich Bulgarien in globaler Sicht seiner 1,5 Millionen zählenden Auslandsbulgaren in der Welt zuwendet und ihnen sagt: „Wir brauchen euch! Ohne euch können wir das Versäumte nicht aufholen, das in den Statistiken erscheint“. Dieses Kapital, das die bulgarische Diaspora darstellt, ist bisher ungenutzt geblieben!“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Privatarchiv
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