Im Folklorekalender der Bulgaren nimmt der Tag des heiligen Demetrius eine besondere Stelle ein, denn er kennzeichnet den Übergang zur kalten Jahreszeit. Die alten Bulgaren glaubten, dass der heilige Demetrius der Zwillingsbruder des heiligen Georg ist, denn an dessen Ehrentag am 6. Mai begann wiederum die warme Jahreszeit. Beide Heilige setzten also den Beginn und das Ende der landwirtschaftlichen Tätigkeit. Mit dem Georgstag begann die Feldarbeit, die am Demetriustag abgeschlossen wurde.
Getreu den Traditionen der Ikonenmalerei werden beide Kriegerheilige hoch zu Ross dargestellt, wobei der heilige Demetrius auf einem Fuchs (rotes Pferd) und der heilige Georg auf einem Schimmel (weißes Pferd) reiten.
Die Bulgarische Orthodoxe Kirche ehrt den heiligen Demetrius am 26. Oktober. Laut seiner Vita wurde er im 3. Jahrhundert in Thessaloniki in einer christlichen Familie geboren. Seine Eltern hielten ihren Glauben geheim, da zu jener Zeit die Christen grausam verfolgt wurden. Demetrius wuchs als ein stattlicher und kluger junger Mann heran. Nach dem Tod des Vaters wurde er Stadthalter und begann unter den Bewohnern seiner Geburtsstadt das Wort Christi zu verbreiten. Das blieb den Feinden des Christentums nicht verborgen, die ihn aufforderten, zum heidnischen Kult zurückzukehren und die Verfolgung der Christen zu unterstützen. Da er sich jedoch weigerte, gegen seine Glaubensbrüder vorzugehen, wurde er eingekerkert und starb später den Märtyrertod. Das geschah am 26. Oktober des Jahres 306.
Jahrzehnte späte baute man im Zuge der Glaubenstoleranz über seinem Grab eine kleine Kirche und später eine große Basilika, in dem die Reliquien des Heiligen bis heute aufbewahrt werden. Es sind viele Wunder bezeugt, die der Heilige nach seinem Tod vollbracht hat.
Im bulgarischen Volksglauben gilt der heilige Demetrius als Beschützer der Familie, der den Menschen von ihrer Geburt an bis zu ihrem Tod hilft. Der Demetriustag ist entsprechend ein großes Volksfest. Einst versammelte sich die ganze Familie an einer großen Tafel. Auch die Hilfsarbeiter, Mägde und Knechte kehrten an diesem Tag zu ihren Familien zurück, um mit ihren Angehörigen gemeinsam das Fest zu begehen. Es gibt auch ganze Dörfer, die den heiligen Demetrius zu ihren Schutzheiligen erklärten. Aus diesem Grund begannen oft die Vorbereitungen auf das Fest bereits am Tag der heiligen Petka am 14. Oktober.
Das hohe Ansehen, dass man dem heiligen Demetrius entgegenbrachte, spiegelt sich in einer Reihe von Volksliedern wider, die ihm gewidmet sind. In einem dieser Gesänge wird berichtet, wie der Heilige drei Kirchen errichtet. In der einen wird er taufen, in der zweiten trauen und in der dritten die letzte Ehre erweisen. Wir haben eine Aufnahme dieses Liedes in der Darbietung von Daniel Spassow und Milen Dimitrow ausgesucht, die sie in ihr Album „Das Geheimnis des Rituals“ aufgenommen haben:
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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