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Ansichten junger Bulgaren zum Krieg und Zukunft der Europäischen Union

Foto: Archiv

Der Europatag, den wir jedes Jahr am 9. Mai begehen, erinnert uns an die Erklärung des französischen Außenministers Robert Schuman aus dem Jahr 1950, die zum Grundstein für die Europäische Union wurde. Ein grundlegendes Prinzip darin ist sein Verständnis, dass Europa eine neue Art von Beziehungen braucht, die es nicht zulassen, dass der Kontinent in einen neuen Krieg hineingezogen wird.

72 Jahre nach der Schuman-Erklärung und 77 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind wir erneut Zeugen von Aggressionen und Militäraktionen zwischen zwei benachbarten Staaten in Europa. Der russische Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar und der andauernde 75-tägige Krieg haben die Prioritäten der betroffenen Länder, aber auch des geeinten Europas nachhaltig verändert. Die Frage der Reform und Änderung des aktuellen Kurses der EU wird während und insbesondere nach dem Ende des Ukraine-Krieges sehr deutlich gestellt werden.

Beim Versuch, die Herausforderungen, den Wandel und die Bedeutung der Europäischen Union im Leben der jungen Menschen näher zu beleuchten, haben wir nach Meinungen von Bulgaren gesucht, die nach 1990 Kinder und Jugendliche waren. Bulgarien wurde 2007 Teil der europäischen Familie, als die meisten von ihnen noch die Schulband gedrückt haben.

„Obwohl ich noch Schüler war, erinnere ich mich noch sehr deutlich an die Euphorie, als uns bewusst wurde, dass unser langjähriges Ziel erreicht ist. Wir sehen, wie wichtig es ist, Teil einer solchen Union zu sein, denn die Welt ist vielen Gefahren ausgesetzt, sagt der Politikwissenschaftler Iwan-Assen Iwanow.

Iwan-Assen Iwanow

Die Einbeziehung der Europäischen Union in den aktuellen Konflikt zwischen Russland und Ukraine habe viele Durchbrüche in dem einheitlichen Block von Mitgliedstaaten gezeigt. Doch sie hängen vor allem mit der großen Energie- und Rohstoffabhängigkeit von Drittländern zusammen, stellt der politische Beobachter Dimitar Stojanow fest.

Dimitar Stojanow

Das Hauptziel der EU in der aktuellen geopolitischen Lage sei die Sicherung der Rohstofflieferketten. Die politische Realität lege die wirtschaftlichen Bedingungen fest und es müssen Mechanismus für eine alternative Versorgung der Wirtschaft gefunden werden, damit sie über Ressourcen verfügen und weiter funktionieren können, ist Dimitar Stojanow überzeugt. Seiner Ansicht nach müssen die Reformen in der EU nach dem Ukraine-Krieg auf die Wirtschaft, Energetik und Sozialfürsorge gelenkt werden. Die EU müsse Mechanismen schaffen, so dass die schnelle Verabschiedung von Beschlüssen möglich ist.

Der Politikwissenschaftler Yousef Dakak sieht die EU nicht als "künstlichen Staatenbund, sondern als natürliche Erweiterung des Römischen Reiches".

Yousef Dakak

„Wahrscheinlich sieht die EU im Moment nicht sehr attraktiv aus und leider ist sie zu bürokratisch geworden, aber die Tatsache, dass uns etwas an der EU nicht gefällt, sollte uns keinesfalls skeptisch machen. Ich bin optimistisch und denke nicht, dass die Krisen, die die EU in den letzten Jahren erlebt hat, uns als ein Beispiel dienen sollten, um nach dem Weg zu jener EU zu suchen, die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts geschaffen wurde.“

Das Streben nach einer besseren Informiertheit über die direkten Vorteile der EU-Mitgliedschaft für Bulgarien sollte führend sein, um die Auswirkungen der Euroskepsis in der Gesellschaft zu verringern“, empfiehlt die Rechtsanwältin und Politikwissenschaftlerin Lidia Daskalowa.

Lidia Daskalowa

„Der Platz Bulgariens ist eindeutig in der EU. Unsere Werte, zu denen wir uns bekennen, müssen mit den europäischen solidarisch sein. Das ist der Weg, den wir weitergehen müssen. Unsere Aufgabe ist es, zunächst im Freundes- und Bekanntenkreis und eines Tages auch unseren Kindern diese Werte zu vermitteln“, unterstreicht Lidia Daskalowa und fügt hinzu, dass es für Bulgarien nichts Besseres gibt als vollwertiges Mitglied und Teil der EU zu sein. „Das Land hat Potenzial, das es zu entwickeln gilt, um nicht als schlechtes Beispiel dazustehen.“

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: BGNES, Archiv, Privatarchiv




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