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119 Jahre seit dem Aufstand am Elias- und Christi-Verklärungstag

Bulgarien und Nordmazedonien sollten endlich gemeinsam der Helden und Opfer des Aufstands gedenken

Foto: BGNES

Am Eliastag (nach altem Kalender am 2. August) begeht Bulgarien den Jahrestag des großen Aufstandes von 1903, der in die Geschichte als Aufstand am Elias- und Christi-Verklärungstag eingegangen ist.


Am heutigen Tag vor 119 Jahren brach die Erhebung der Bulgaren in den damals noch unter osmanischer Fremdherrschaft verbliebenen Gebieten im heutigen Nordmazedonien und dem heutigen Nordwesten Griechenlands sowie in Ostthrakien aus. Er blieb jedoch erfolglos. Allein aus Ostthrakien flüchteten mehr als 30.000 Bulgaren in das seit 1878 unabhängige Bulgarien.


Der Jahrestag des Aufstandes ist für ganz Bulgarien ein Anlass, sich vor den Kämpfern für ein freies Leben zu verbeugen – an vielen Orten im Land finden Gedenkveranstaltungen statt und es werden Kränze niedergelegt.

Vor fünf Jahren würdigten Bulgarien und Nordmazedonien erstmals gemeinsam die Helden von 1903.


Das geschah einen Tag, nachdem beide Länder den historischen Vertrag über gute Nachbarschaft unterzeichnet hatten, der ein Ergebnis von 18-jährigen Verhandlungen ist. Unter der Leitung der Premierminister beider Länder wurden im Hof der Erlöser-Kirche in Skopje am Sarkophag von Gotze Deltschew – einem der bedeutendsten bulgarischen Revolutionäre, Anführer und Ideologen des „Bulgarischen Makedonisch-Adrianopeler Revolutionären Komitees“ IMORO (später umbenannt in „Innere Makedonisch-Adrianopeler Revolutionäre Organisation“ IMRO) Kränze niedergelegt. Die Erwartung, dass sich die starke Symbolik dieses Aktes positiv auf die bilateralen Beziehungen auswirken würde, haben sich jedoch nicht erfüllt. Aufgrund krasser Differenzen in den Meinungen der Historiker beider Länder ist es nie zu gemeinsamen Feiern der historischen Ereignisse gekommen, einschließlich des Aufstands am Elias- und Christi-Verklärungstag.

In Nordmazedonien wird dieser Tag zudem von Ehrungen eines anderen Ereignisses überschattet, das dort als „zweiter Eliastag“ bezeichnet wird, ein Ereignis,das sich 41 Jahre nach dem Aufstand ereignet hat. Zu einem „neuen“ Aufstand am Elias- und Christi-Verklärungstag wurde der „Antifaschistische Rat der Volksbefreiung Mazedoniens“ (ASNOM) erklärt. Das Treffen wurde im Kloster „Hl. Prohor von Pčinja“ am 2. August 1944 einberufen. In dem von serbischen Partisanen kontrollierten Gebiet versammelten sich 60 von vorgesehenen 115 Vertretern der mazedonischen Linken, deren Ernennung bis heute unklar geblieben ist. Unter dem wachsamen Auge von Titos Abgesandten und in Gegenwart von speziell bestellter Vertreter der Militärgeheimdienste der USA und Großbritanniens erklärten sich die Kommunisten sowohl zur gesetzgebenden als auch zur exekutiven Macht. Sie kündigen an, dass Wardar-Mazedonien sich Titos Jugoslawien anschließt und dass eine mazedonische Sprache geschaffen wird. Vom Wesen des neuen jugoslawischen Mazedoniens spricht die Tatsache, dass zu Beginn des Treffes die Teilnehmer gemeinsam die Hymne der IMRO (Nachfolgeorganisation der IMORO) „Gehe auf, Morgendämmerung der Freiheit“ sangen. 1948 wurde in der Volksrepublik Mazedonien dieser Marsch der mazedonischen Revolutionäre als faschistisch eingestuft und verboten.

Срещу парламента в Скопие е издигнат паметник на първото заседание на АСНОМ.

Noch heute sind in Skopje Stimmen der Unzufriedenheit darüber zu hören, dass Bulgarien weiterhin den Aufstand vom Elias- und Christi-Verklärungstag von 1903 feiert. Ohne die Realitäten des „Zweiten Ilinden“ in Frage zu stellen, vertritt unser Land die Position, dass die moderne mazedonische Nation am 2. August 1944 per Dekret geboren wurde, was auch von unseren Nachbarn gefeiert wird. Da aber die Helden und Opfer von 1903 gemeinsam sind, sollten sie heute nicht von Bulgaren und Nordmazedoniern auch gemeinsam geehrt werden?


Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: BGNES, Iwo Iwanow, Bulgarisches Staatsarchiv



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