Am 8. November ehrt die orthodoxe Kirche die himmlischen Krieger des Lichts und der Gerechtigkeit, die sich bei Gott für die Gebete der Heiligen einsetzen. Das sind die Erzengel Michael, Gabriel, Raphael, Uriel, Salathiel, Jehudiel und Barachiel. Im Zentrum steht jedoch der Erzengel Michael als Anführer der himmlischen Heerscharen. Für das bulgarische Volk ist der Tag des Erzengels der zweitwichtigste Herbstfeiertag nach dem Demetrius-Tag am 26. Oktober.
Die großen Kirchenfeiertage sind eine gute Gelegenheit, seine geistigen Wurzeln neu zu entdecken. Das milde Herbstwetter ist für Wochenendausflüge zu einem der Klöster wie geschaffen.
Eine solche Wanderung führt zum Kloster „Hl. Erzengel Michael“, das den Klöstern in der Umgebung der bulgarischen Hauptstadt zugerechnet wird, die als „Sofioter Berg Athos“ bekannt sind. Dieses Kloster liegt am Nordhang des Plana-Gebirges, unweit des Dorfes Kokaljane, ca. 10 Kilometer südlich von Sofia. Man muss zu Fuß dorthin wandern, denn eine feste Straße gibt es nicht. Der Weg beginnt unmittelbar hinter dem Dorf bei der sogenannten „Teufelsbrücke“ über dem Fluss Wedena (ein Nebenfluss des Iskar) und schlängelt sich hinauf über die Iskar-Schlucht und die Hauptstraße, die Sofia und Samokow verbindet.
Es wird davon ausgegangen, dass das Erzengel-Michael-Kloster im 11. Jahrhundert während der Herrschaft des bulgarischen Zaren Samuil gegründet worden ist und viele Ländereien besaß. Im Zuge der Eroberung Bulgariens durch die Osmanen Ende des 14. Jahrhunderts wurden nach dem Fall der nahegelegenen Festung Urwitsch, deren Überreste sich auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht befinden, verschiedene wertvolle Gegenstände und alte Bücher in das Kloster gerettet. Darunter befanden sich ein silberner Becher in der Form eines Kürbisses und ein Pokal aus Bergkristall mit Goldbeschlägen, die aus dem Besitz des letzten bulgarischen Herrschers vor dem Fall unter osmanischer Fremdherrschaft, Zar Iwan Schischman, stammten. Das Kloster wurde in den darauffolgenden Jahrhunderten zwei Mal ausgeplündert und niedergebrannt und wurde erst 1858 vom Priestermönch Chrysand wieder aufgebaut, der aus dem Rila-Kloster hierher kam. Die Klosterkirche, so wie sie sich heute dem Betrachtet bietet, stammt aus dem Jahre 1896, errichtet auf den Grundmauern der Vorgängerbauten. Neben der Hauptkirche besitzt das Kloster zwei Kapellen und seit dem Jahre 2000 auch einen Glockenturm.
Trotz seines schweren Schicksals hat das Kloster von Kokaljane eine besonders wertvolle Sammlung von mittelalterlichen Handschriften retten können, die zu einem Sammelband, bekannt als die „Urwitsch-Sammlung“, zusammengefasst sind. Das Buch enthält Lobesworte für die Erzengel Michael und Gabriel und das Wort des heiligen Kliment von Ochrid. Bis 1870 wurde dort auch der Pokal aus Kristall aufbewahrt, der jedoch von einem Novizen im Kloster zerbrochen wurde.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Musik: Albena Besowska
Fotos: Darina Grigorowa
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