Es ist ein unvergessliches Erlebnis, das Folklorefest in Kopriwschtitza selbst zu erleben. Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen vor den eigenen Augen zu einem faszinierenden Gemisch, das man nur hier finden kann. Die Stadt und die Wiesen der Gegend „Wojwodenetz“ verwandeln sich in farbenfrohe und polyphone Gemälde - lebendig, abwechslungsreich und unglaublich schön. Bulgaren und Ausländer, Künstler und Folkloreliebhaber, versuchen, alles zu sehen und zu hören - das Wettbewerbsprogramm und die Konzerte, die Handwerksstraße, die Straßenmusiker und die Museumsausstellungen, untergebracht in den herrlichen Gebäuden aus der Wiedergeburtszeit...
Die Bewohner von Kopriwschtitza heißen ihrerseits jeden Besucher mit offenem Herzen willkommen.
„Wir freuen uns sehr über die Volksfeste, weil dann Kopriwschtitza zum Leben erwacht, was für alle sehr schön ist! Fast jedes Haus steht den Gästen offen - für alte und neue Freunde. Ich freue mich, davon zu erzählen und wünsche mir, dass mehr Menschen kommen und die Schönheiten unserer Stadt genießen“, sagt Rajna Kuntschewa, Einwohnerin von Kopriwschtitza, Sängerin einer Folkloregruppe aus diesem Städtchen und Teilnehmerin aller Ausgaben des Volksfests seit 1971. Sie ist übrigens die älteste Vertreterin der Gastgeber auf dem Folkloreforum:
„Mein Vater war ein ausgezeichneter Dudelsackspieler. Er war auch der erste Vertreter der Stadt Kopriwschtitza in der Geschichte des Volksfestes. Mein Großvater war ebenfalls ein anerkannter Dudelsackspieler; überhaupt meine ganze Familie hat schon immer gesungen und musiziert. Ich werde oft gefragt, was mir Kraft gibt. Es sind die Arbeit und die Lieder.“
Auch Mladen Urmanow, der auf dem archaischen Instrument Bağlama spielt, gehört zu den traditionellen Teilnehmern des Volksfests. Er hat viele Auszeichnungen erhalten und Rundfunkaufnahmen realisiert. In dieser Ausgabe hat er eine Goldmedaille erhalten.
„Die Teilnahme am Folklorefest ist sehr wichtig für mich und ich kann es mir nicht von meinem Leben wegdenken“, versichert er. „Ich bin ein gewöhnlicher Laienkünstler, habe mir das Spielen selbst beigebracht und es macht mir Spaß, auf der Bühne zu stehen. Unsere Musik ist nur für unser Dorf Galata bei Tetewen und mehrere andere Dörfer in der Umgebung charakteristisch. Ich würde sehr gerne jemandem unterrichten. Ich habe genügend Instrumente und würde ihm sogar meine Bağlama geben, Hauptsache er lernt etwas.“
Noch liegt keine offizielle Liste mit den diesjährigen Preisträgern aus, aber die Frauenfolkloregruppe aus dem Dorf Pripek ist sicherlich unter ihnen, erzählte uns Stanislaw Dramsosow, Leiter der Gruppe und Dudelsackspieler. Er ist im Baugewerbe tätig, arbeitet aber bereits seit 1984 zusammen mit Laienkünstlern im Gemeindezentrum.
„Unsere Lieder sind authentische Folklore, die wir von den alten Leuten gesammelt haben. Wir geben sie an die jüngere Generation weiter, damit sie nicht verloren geht.“
Mit einer Goldmedaille wird auch die Folkloregruppe aus dem Dorf Panitscheri nahe der Stadt Hissarja nach Hause zurückkehren. Mitglied dieser Gruppe ist Bonka Krastewa:
„Unsere Folkloregruppe besteht seit mehr als 40 Jahren. Wir haben viele Festivals besucht und kommen immer mit Goldmedaillen zurück, auch von Kopriwschtitza. Wir kommen gerne hierher. Es ist ein sehr schöner Ort und das Beste ist, dass gute bulgarische Lieder wiederbelebt werden.“
Es ist unmöglich über alle „lebendigen Schätze“ Bulgariens etwas zu erzählen, die sich in Kopriwschtitza eingefunden hatten. Über einige der von unseren Kollegen im improvisierten Rundfunkstudio vor Ort aufgenommenen Darbietungen werden wir an einer anderen Stelle speziell mehr erzählen. Unter den Teilnehmern war Atanas Georgiew aus dem Dorf Stefan Karadschowo aus der Strandscha, dessen Darbietung im Folgenden abrufbar ist:
Traditionell finden sich in Kopriwschtitza auch etliche Erforscher der bulgarischen Folklore, Künstler und Interpreten aus verschiedenen Bereichen ein.
· Ensеmble Zagore - "Mit Liebe durchdie Jahre"
„Kopriwschtitza ist ein Forum in Bulgarien, ein Ereignis, das uns alle begeistert, die sich mit traditioneller bulgarischer Kunst beschäftigen“, schwärmt der anerkannte Choreograf Wassil Gerlimow. „Es ist eine Mission für die Menschen, die für das Festival arbeiten, sowie für alle, die unsere Folklore im Ausland lieben - Bulgaren und Ausländer. Es war wirklich sehr schwer zu entscheiden, welche Gruppen auf beiden Konzerten (bei der Eröffnung und dem Abschluss des Festivals) auftreten sollten. Die Wahl trafen die Vertreter der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften und ich in der Funktion des Koordinators und Direktors der Veranstaltung. Ich finde, dass das Folklorefest sehr schön geworden ist. Wir werden weiter so machen.“
Bei der festlichen Eröffnung konnten die Anwesenden alte Bräuche, Rituale, Lieder und Tänze, miterleben, die in die UNESCO-Liste aufgenommen wurden. Das Abschlusskonzert am 7. August stellte seinerseits einige der Goldmedaillengewinner vor, die von den sechs Jurys ausgewählt wurden, die buchstäblich von morgens bis abends auf den sechs Bühnen auf den Wiesen arbeiteten. Darunter waren Wissenschaftler des Instituts für Ethnologie und Volkskunde mit Ethnographischem Museum der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften. Dr. Wesselka Tontschewa erzählt:
„Das nationale Folkloretreffen in Kopriwschtitza hat eine fast 60-jährige Geschichte hinter sich. Ich hatte das Glück, bei sechs Ausgaben mit dabei zu sein, am Anfang dank Akademiemitglied Nikolai Kaufman. Er brachte uns Studenten hierher, damit wir alles aus nächster Nähe sehen und nicht einzig Informationen aus Berichten lesen. Alles, was ich gesehen habe und weiß, bestätigt die Bedeutung, das Gewicht, das Ausmaß für die Bulgaren, für die Träger der Tradition, aber auch für uns als Forscher. Denn das Folkloretreffen ist ein Format, das sich in unserem Land etabliert hat und bereits in der UNESCO als bewährte Praxis registriert ist. Es gibt keine andere nationale Veranstaltung wie diese.
Die Menschen haben immer noch eine lebendige Erinnerung an die Bräuche – sei es eine Hochzeit, die Ernte, oder der Georgstag – auf den Bühnen wurde sehr vieles vorgestellt. Es waren ziemlich viele junge Künstler mit dabei, was mich sehr freut. Das Folklorefest ist dieses Jahr besonders schön gewesen. Sechs Bühnen waren von morgens bis abends voll. Bulgarien hatte sich tatsächlich hier eingefunden. Wir vom Institut für Ethnologie und Volkskunde mit Ethnographischem Museum der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften haben bei der Erstellung des Programms versucht, die Einteilung nach Regionen zu wahren, so wie das Folklorefest konzipiert wurde, damit die Gäste die einzelnen Folkloreregionen unseres Landes geschlossen erleben können – eine Art folkloristische Rundreise durch Bulgarien.
Man kann immer noch überraschende und unbekannte Dinge entdecken. Es ist eine Wiederbelebung der Folklore zu spüren, weil die Leute sich gesagt haben - wir wollen sie nicht verlieren, sondern ihr auf den Grund gehen. Das Folkloretreffen in Kopriwschtitza hat also seine ganz spezielle Bedeutung und wird sie immer haben.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Albena Besowska, BNR
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